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Der angeschlagene Energiekonzern Uniper sieht kurzfristig keine Besserung, nachdem er im ersten Halbjahr wegen fehlender russischer Gaslieferungen Milliardenverluste erlitten hatte. Denn täglich fallen mindestens zweistellige Millionenverluste an. Daher rechnet der Konzern für das laufende Jahr mit einem negativen Ergebnis. Wegen des volatilen Umfelds gab das Management bei der Datenpräsentation am Mittwoch in Düsseldorf keine konkretere Prognose ab. 2023 sei dann mit einer Ergebnisverbesserung zu rechnen, für 2024 sei der Break-Even das Ziel, sagte Finanzvorstand Tiina Tuomela. Obwohl am Markt bereits mit hohen Verlusten gerechnet wurde, war die Aktienreaktion negativ. Als Schlusslicht des MDAX fiel der Kurs über XETRA um rund neun Prozent zeitweise unter 7 Euro. Er fiel zuletzt um 12,13 % auf 6,81 Euro. Vom Rekordtief von 5,64 Euro, das vor rund drei Wochen erreicht wurde, ist die Aktie trotz des Kursrückgangs noch weit entfernt. Laut einem Händler waren die Halbjahreszahlen so desaströs wie erwartet. Analyst John Musk von der kanadischen Bank RBC vermutet, dass der Fokus der Investoren weiterhin auf langfristigen strategischen Punkten im Zusammenhang mit der Erdgasversorgung und den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung liegen wird. Die Aktien von E.ON und RWE verzeichneten daraufhin leichte Verluste. Uniper ist in den ersten sechs Monaten sowohl operativ als auch unterm Strich in die roten Zahlen gerutscht. Der Schaden belief sich auf mehr als 12 Milliarden Euro. Mit 6,5 Milliarden Euro entfällt davon mehr als die Hälfte auf erwartete zukünftige Gasversorgungsunterbrechungen. Hinzu kommen die insgesamt bereits bekannten Abschreibungen von 2,7 Milliarden Euro – inklusive der Pipeline Nord Stream 2. Als Deutschlands größter Erdgasimporteur spielt Uniper aufgrund seit Wochen stark eingebrochener Lieferungen aus Russland eine zentrale Rolle in der Gaskrise. Das Unternehmen muss aufgrund von Lieferengpässen und der starken Abhängigkeit von Gas aus Russland teureres Gas am Markt kaufen, um Verträge zu erfüllen. Weil Uniper die Kosten immer noch nicht weitergeben konnte, brachte es den Konzern an den Rand der Insolvenz und musste Staatshilfe beantragen. Als Stützungsmaßnahmen hat die Bundesregierung ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt. Unter anderem wurde eine Kreditlinie der KfW auf 9 Milliarden Euro aufgestockt, wovon laut Uniper bisher 5 Milliarden Euro in Anspruch genommen wurden. Der Plan sieht auch vor, dass sich der Bund mit 30 Prozent an dem Düsseldorfer Unternehmen beteiligt. Die Aktionäre sollen dem Stabilisierungspaket auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst zustimmen. Uniper beliefert mehr als 100 Stadtwerke und Industrieunternehmen. Laut Vorstandsvorsitzendem Klaus-Dieter Maubach gehen Uniper durch die Reduzierung der russischen Gasliefermengen Mitte Juni täglich rund 60 Millionen Euro verloren. Zeitweise hätten die täglichen Verluste sogar mehr als 100 Millionen Euro betragen, sagte Maubach am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Reportern. Vom 15. Juni bis Mittwoch würden die Verluste 3,8 Milliarden Euro betragen. Setzt sich diese Entwicklung bis Ende September fort, würden die Verluste auf 6,5 Milliarden Euro steigen. Bis Ende September muss Uniper den vollen finanziellen Schaden aus den Lieferersatzmengen für russisches Erdgas tragen. Die Nettofinanzverschuldung stieg bis Ende Juni auf über zwei Milliarden Euro von 324 Millionen ein Jahr zuvor. Dies spiegelt operative Mittelabflüsse von rund 2,2 Mrd. € wider. Die von der Bundesregierung beschlossene sogenannte Gasumlage, die es dem Konzern ermöglicht, einen Großteil seiner Kosten an die Kunden weiterzugeben, tritt erst zum 1. Oktober in Kraft. Uniper und andere von Versorgungsausfällen betroffene Gasimporteure können dann 90 Prozent ihrer Ersatzversorgungskosten von ihren Kunden geltend machen. Die Kosten werden an alle Erdgasverbraucher – Haushalte und Unternehmen – weitergegeben. Bis Anfang April 2024 haben derzeit zwölf Gasimporteure erwartete Kosten in Höhe von 34 Milliarden Euro beantragt. Davon entfielen mehr als 50 Prozent auf Uniper, sagte Maubach. Den genauen Betrag nannte er nicht. Das operative Wachstum des Unternehmens bezeichnete Maubach als „robust“. Sie meldete Stromerzeugungsmengen, die im ersten Halbjahr auf dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums lagen. Unipers bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) sank auf minus 564 Millionen Euro nach 580 Millionen Euro Betriebsgewinn im Vorjahr. Das bereinigte Nettoergebnis betrug minus 359 Millionen Euro nach einem Gewinn von 485 Millionen Euro. Die Daten sind schwach, aber angesichts des Ausmaßes der russischen Gasknappheit dürften sie nicht im Mittelpunkt stehen, schrieb JPMorgan-Analyst Vincent Ayral in einer ersten Schätzung. Auch geringere Produktionskapazitäten im britischen Markt wirkten sich negativ aus. Auch sein Kollege Sam Arie von der Schweizer Grossbank UBS sah viele anhaltende Herausforderungen in den verschiedenen Unternehmensbereichen. Auch JPMorgan-Analyst Vincent Ayral sah Lichtblicke. Für das Erdgasgeschäft gibt es bessere Nachrichten, wenn man die russlandbezogenen Gebühren berücksichtigt. Und auch Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi lobte: Mit seinen internationalen Aktivitäten schneide der Energiekonzern gut im Ergebnis ab.
Uniper verdirbt Fortum die Übernahmelaune
Der von der Gaskrise gebeutelte Energieriese Uniper machte im ersten Halbjahr einen Nettoverlust von 12,3 Milliarden Euro und machte damit dem finnischen Mutterunternehmen Fortum Angst. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir so schnell ein integrierter Teil der Fortum-Gruppe werden“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Fortum wird sich wahrscheinlich dazu äußern, wie der Konzern den Kurs von Uniper mitbestimmen will, wenn es nächste Woche eine Bilanz seiner Zahlen zieht. Die Finnen besitzen etwa 80 Prozent des Düsseldorfer Versorgungsunternehmens, das wegen Kürzungen bei den russischen Gaslieferungen zu kämpfen hat. Vor einigen Jahren übernahmen die Finnen gegen starken Widerstand die Mehrheit an der ehemaligen Kraftwerkstochter E.ON. Die beiden Unternehmen sind nicht wirklich warm geworden. Uniper-Arbeitnehmervertreter befürchten, dass Fortum die deutsche Tochter zerschlagen will. Die Finnen hingegen dürften wenig glücklich mit der Tochter sein, um sie vor der Pleite zu retten, müssen sie auch noch Milliardenhilfen auftreiben. Da sich die Bundesregierung zudem über eine Kapitalerhöhung an Uniper beteiligen will, wird der Anteil von Fortum auf rund 56 Prozent reduziert. Ein Fortum-Vertreter in Deutschland lehnte eine Stellungnahme ab.
Uniper rechnet nach dem Hilfspaket mit besseren Ergebnissen
Der Energiekonzern Uniper rechnet ab Herbst mit besseren Ergebnissen durch den Zugang zur geplanten Gasumlage ab Oktober. „Die Verluste werden deutlich geringer ausfallen als im vierten Quartal“, sagte CFO Tiina Tuomela am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Uniper sieht 2022 und 2023 als Übergangsjahre. Für 2024 sehen wir Licht am Ende des Tunnels. FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX) / ZÜRICH (dpa-AFX Broker) / Düsseldorf (Reuters / dpa-AFX) Ausgewählte Hebelprodukte bei Fortum OyjMit Knockout können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel aus und wir zeigen Ihnen passende offene Produkte bei Fortum Oyj Der Hebel sollte zwischen 2 und 20 liegen Keine Daten
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Bildnachweis: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images