Am Ende der Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz bezeichnete Palästinenserpräsident Abbas das israelische Vorgehen gegen die Palästinenser als Holocaust. Soltz schwieg, war aber sichtlich verärgert. Später äußerte er sich und fand klare Worte.
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas hat bei seinem Besuch in Berlin für einen Eklat gesorgt. Nach Gesprächen mit Bundeskanzler Olaf Solz warf er Israel einen “Holocaust” an den Palästinensern vor. „Israel hat seit 1947 bis heute 50 Massaker in 50 palästinensischen Städten verübt“, sagte Abbas bei einer Pressekonferenz mit Soltz im Kanzleramt. „50 Massaker, 50 Holocausts“, fügte er hinzu.
Zuvor war er von einem Reporter gefragt worden, ob er sich zum 50. Jahrestag des Angriffs palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft in München bei Israel entschuldigen würde. Abbas sagte, es gebe jeden Tag Tote, die von der israelischen Armee getötet würden. “Wenn wir weiter in der Vergangenheit graben wollen, ja, bitte.” In seiner Antwort erwähnte Abbas nicht den Angriff auf die Olympischen Spiele, bei dem elf Israelis getötet wurden.
Christian Feld, ARD Berlin, beim Besuch von Palästinenserpräsident Abbas bei Bundeskanzler Scholz
tagesschau24 18:00 Uhr, 16.8.2022
Keine Argumente bei der Pressekonferenz
Solz folgte den Äußerungen mit versteinerter Miene, sichtlich genervt, und bereite sich auch darauf vor, darauf zu reagieren, wie unter anderem ARD-Korrespondent Christian Feld feststellte. Scholz-Sprecher Steffen Hebestreit hatte die Pressekonferenz unmittelbar nach der Antwort von Abbas abgesagt. Die Frage an den palästinensischen Präsidenten wurde zuvor als letzte angekündigt. Laut der Nachrichtenagentur dpa berichtete Hebestreit später, Soltz sei verärgert über Abbas’ Äußerung.
“Die Relativität des Holocaust ist inakzeptabel und inakzeptabel”
In “Bild” wies Scholz den Holocaust-Vorwurf später mit klaren Worten zurück. “Gerade für uns Deutsche ist jede Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel”, sagte die Kanzlerin.
Scholz hatte Abbas zuvor auf der Pressekonferenz dafür kritisiert, dass er die israelische Politik als “Apartheid-System” bezeichnete. “Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich das Wort Apartheid nicht annehme und die Situation meiner Meinung nach nicht richtig beschreiben kann”, sagte Scholz.
Abbas hat zuvor gesagt, dass „der Übergang zur neuen Realität eines Einheitsstaates in einem Apartheidsystem“ der Sicherheit und Stabilität in der Region nicht diene.
Israelischer Premierminister: Holocaust-Vorwurf „moralische Schande“
Der israelische Premierminister Jair Lapid wies die Holocaust-Vorwürfe von Abbas gegen Israel rundweg zurück. „Dass Mahmoud Abbas Israel beschuldigt, ‚50 Holocausts‘ begangen zu haben, während es auf deutschem Boden steht, ist nicht nur eine moralische Schande, sondern eine glatte Lüge“, twitterte Lapid und bezog sich dabei auf die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden. Die Geschichte wird Abbas niemals vergeben. Lapid ist selbst der Sohn eines Holocaust-Überlebenden.