Gina Lückenkemper ist die neue Sprint-Queen Europas! Der Westfale besiegte im 100-Meter-Finale die gesamte Elite des Kontinents. Diskuswerferin Kristin Pudenz lieferte sich einen Schlagabtausch mit Titelverteidigerin Sandra Perkovic. Es war ein Krimi bei der EM in München 2022. An einem Tag, der mit einem deutschen Triumph endete.

Leichtathletik – 100-Meter-Finale der Frauen mit Gina Luckenkeber

17.08.2022 00:15 Uhr

Lückenkemper galt bestenfalls im 100-m-Finale als Außenseiter, mindestens drei Konkurrenten wurden wegen ihrer bisherigen Leistung höher eingestuft. Doch der Deutsche war im richtigen Moment voll konzentriert.

Lückenkemper kam gut aus den Startlöchern und nahm in der zweiten Rennhälfte die Konkurrenz vor sich ins Visier. Am Ende lagen drei Läufer fast gleichauf und das Fotofinish brachte es ans Licht: Lückenkemper hatte mit 10,99 Sekunden die Nase vorn!

                So sieht Freude aus – Gina Lückenkemper Bild: IMAGO/MIS

Pure Freude mit bandagiertem Knie

Der Rest war pure Freude und unbändiger Jubel – auch wenn sich Lückenkemper bei ihrem Sturz im Ziel eine Fleischwunde am Bein zugezogen hatte. Mit geschwollenem Bein feierte der Sieger in einem Interview mit dem Erstgenannten die Menge in München: „Die Landschaft hier, die Begeisterung der Menschen – das hat mich sehr gepusht. Ich kann das Ergebnis kaum glauben!“

                Gezeichnet von Emotionen Bild: Sven Hoppe/dpa

Auch die Schweizer Hallenweltmeisterin Mujinga Kambundji wurde in 10,99 Sekunden Zweite. Der Brite Daryl Neita wurde Dritter, nur eine Hundertstelsekunde langsamer.

Nach dem Sieg im Krankenhaus

Am Abend musste Gina Lückenkemper ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die neue 100-m-Europameisterin stürzte kurz nach der Zieldurchfahrt in einem spektakulären Finish und zog sich eine Platzwunde am rechten Oberschenkel zu. Diese musste laut Deutschem Leichtathletik-Verband (DLV) vernäht werden.

Ob Lückenkebers Start in der 4×100-Meter-Staffel am Finaltag der EM in München in Gefahr war, konnte am Dienstagnachmittag nicht vorhergesagt werden.

Pudenz liefert sich ein spannendes Duell mit Perkovic

Mit Kristin Pudenz, Claudine Vita und Shanice Craft zogen drei deutsche Diskuswerferinnen ins Finale am Dienstagabend (16.08.2022) im Münchner Olympiastadion ein. Und der finale Kampf wurde zum Thriller. Pudenz und die bereits 32-jährige Sandra Perkovic tauschten Schläge aus, die es in sich hatten.

                Pudenz, Perkovic, Vita – das Podest beim Diskuswurf Bild: dpa/Sven Hoppe

Wenn einer eine neue Bestleistung präsentierte, konterte der andere. Am Ende lag der Kroate mit 67,95 Metern Distanz nur acht Zentimeter vor dem Deutschen. So weit wie diesmal hatte er noch nie geworfen: 67,87 Meter. Der Lohn war die Silbermedaille.

Auch Claudine Vita durfte feiern – sie wurde mit starken 65,20m Dritte und freute sich über die Bronzemedaille.

Mihabo ist wieder in guter Verfassung

Malaika Mihambo greift derweil nach ihrem nächsten Titel bei der Halleneuropameisterschaft in München. Der vor den Titelspielen in Bayern mit dem Coronavirus infizierte Olympiasieger qualifizierte sich mit 6,99 m problemlos für das Finale am Dienstag (16.08.2022) im Olympiastadion.

Nach ihrer Erkrankung an Covid 19 gab Mihabo erst am Freitag grünes Licht für einen Start in München. Obwohl die 28-Jährige zehn Tage lang bettlägerig war, habe sie Corona-bedingt „definitiv nicht so viel Substanz verloren“. Deutschlands „Sportlerin des Jahres“ wagt nach eigener Aussage auch nach ihrer Krankheit Sprünge über sieben Meter.

Mihambo hat noch Potenzial

Diese Aussage untermauerte er mit einer starken Leistung im Qualifying. Im ersten Durchgang bestand Mihabo, im zweiten Versuch zerstreute sie mit ihrem Elfmeter knapp unter der 7m-Marke die letzten Zweifel an ihrer Tauglichkeit. Auf dem Brett gab der Spitzensportler sogar 16,4 Zentimeter nach.

Auch Merle Homeier steht im Finale – 6,49 Meter reichten für den Einzug in die Endrunde. Dagegen scheiterten Maryle Luzolo und Mikaelle Assani. Letzterer verpasste mit 6,46 Metern das Finale nur um drei Zentimeter.

Drei deutsche Hochspringer im Finale

Von den deutschen Hochspringern gab es am frühen Abend sehr gute Nachrichten. Tobias Potye, Mateusz Przybylko und Jonas Wagner erreichten in der Qualifikation 2,21 – das reichte für den Einzug in die Finalrunde.

Enttäuschung bei den 100-m-Sprintern

Für die drei deutschen 100-m-Läufer, die insgesamt drei Halbfinals erreichten, reichte es nicht. Lucas Ansah-Peprah (10.19), Owen Ansah (10.20) und Julian Wagner (10.22) blieb trotz guter Zeiten der Einzug ins Finale verwehrt.

In der Finalserie lag Olympiasieger Marcell Jacobs aus Italien deutlich vor Titelverteidiger Zharnel Hughes aus Großbritannien. Sein Landsmann Jeremiah Azu holte Bronze.

Bebendorff im Hürdenfinale

Der deutsche Meister Carl Bebendorf zeigte über 3.000 Meter Hindernis eine gute Leistung. Er wurde in seinem Halbfinale Zweiter und steht sicher im Finale. Die noch größere Überraschung bot im zweiten Lauf ein weiterer Deutscher: Niklas Buchholz lieferte sich einen beherzten Kampf und erreichte mit der Zeit ebenfalls das Finale. …