“Diese Zahl ist alarmierend”, sagt Ataman
Stand: 12:08 Uhr| Lesezeit: 3 Minuten
Rassismus ist der häufigste Grund für gemeldete Diskriminierung
Die meisten der Bundesregierung gemeldeten Diskriminierungsfälle haben einen rassischen Hintergrund. Das geht aus dem Jahresbericht der neuen Antidiskriminierungsbeauftragten Ferda Ataman hervor. „Diskriminierung spaltet die Gesellschaft, nicht diejenigen, die sich damit befassen“, sagte Ataman.
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Die Zahl der gemeldeten Formen von Diskriminierung stagniert in Deutschland weiterhin auf Rekordniveau. Mehr als 5.600 Anfragen gingen im vergangenen Jahr bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein. Rassismus verursacht die meisten Probleme.
Die neue Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, Ferda Ataman, hat am Dienstag in Berlin den Jahresbericht 2021 ihrer Behörde vorgestellt. Die Zahl der gemeldeten Diskriminierungsfälle blieb im vergangenen Jahr mit insgesamt 5.617 Verfahren auf hohem Niveau, dem zweithöchsten Wert seit Bestehen der Antidiskriminierungsstelle im Jahr 2006.
„Diese Zahl ist alarmierend. Aber es zeigt auch, dass immer mehr Menschen Diskriminierung nicht akzeptieren und Hilfe suchen“, sagt Ataman, der das Amt seit Juli innehat.
Im Vergleich zum Vorjahr, als die Antidiskriminierungsstelle 6.383 Fälle verzeichnete, gingen die Meldungen um zwölf Prozent zurück. Dieser Rückgang ist jedoch auf weniger Anfragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, insbesondere zur Maskenpflicht, zurückzuführen.
Laut Ataman betrafen im vergangenen Jahr mit 2.080 Fällen die meisten Anfragen Rassendiskriminierung (37 Prozent), die zweite (rund 1.800) Behinderung und chronische Krankheiten zum Thema (32 Prozent). Es folgten Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts (20 Prozent) und des Alters (10 Prozent).
Diskriminierung tritt am häufigsten im Arbeitsleben und beim Zugang zu privaten Gütern wie Mietwohnungen und Dienstleistungen auf.
Ataman: „Diskriminierung gehört in Deutschland leider zum Alltag“
Laut einer repräsentativen Umfrage haben 13 Millionen Menschen in Deutschland in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erfahren – das ist jeder Sechste. Atamans Fazit: „Diskriminierung gehört in Deutschland leider zum Alltag.“ Er stellte auch klar: “Diskriminierung spaltet die Gesellschaft, nicht die, die sie aussprechen.” Atman kritisierte, dass das Thema (Anti-)Diskriminierung in politischen Debatten oft als Identitätspolitik abgetan werde. Es geht um das gesetzlich verankerte Recht auf Gleichheit und Freiheit, das den freien Zugang zu Arbeit, Wohnung und Geschäften ermöglicht, was leider oft nicht der Fall ist. Wichtig sei es aus ihrer Sicht auch, das Problem zu erkennen: “Wir brauchen eine breite Koalition, Antidiskriminierungspolitik braucht Verbündete.” Ataman nannte drei geplante Prioritäten für ihre Amtszeit:
- Besserer Schutz vor Diskriminierung: „Wir brauchen dringend eine umfassendere Reform des Antidiskriminierungsrechts.“
- Mehr Unterstützung und Aufklärung: „Die Menschen werden allein gelassen und müssen ihre eigenen Gerichtskosten tragen. Wir brauchen bundesweit mehr Beratungsstellen.”
- Mehr Aufklärung: „Ein Dritter weiß nicht, dass Diskriminierung in Deutschland verboten ist.“ Lesen Sie auch Anfang Juli wurde der Journalist Ataman (42) vom Bundestag mit knapper Mehrheit zum neuen Antidiskriminierungsbeauftragten gewählt. Allerdings gab es in den Reihen der Ampelkoalition, insbesondere in der FDP, Vorbehalte dagegen. Vor ihrer Wahl arbeitete sie unter anderem im Ministerium für Familie und Integration in Nordrhein-Westfalen und baute den Mediendienst Integration auf, eine wissenschaftliche Online-Plattform für Journalisten. Immer wieder hat Ataman für Diskussionen gesorgt, etwa als sie in einer Kolumne den Begriff “Kartoffel” für Deutsche ohne Migrationshintergrund verteidigte. Sie löschte auch frühere Tweets, die ihre Kritiker als streitlustig bezeichnet hatten.