Im August 1971 dirigierte der damals 30-jährige Riccardo Muti auf Einladung von Herbert von Karajan erstmals die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen. Fast auf den Tag genau 51 Jahre und mehr als 470 gemeinsame Auftritte später laden die langjährigen musikalischen Partner der diesjährigen Festspiele zu einer Konzertmatinee ein, die sich mit dem Neuesten beschäftigt.
Mit der sechsten Symphonie „Pathétique“, Tschaikowskys vielleicht persönlichstem Werk, steht sie im Mittelpunkt des ersten Teils des Konzerts. „Ich habe meine ganze Seele in diese Symphonie gesteckt“, sagte der große russische Romantiker, der neun Tage nach der Uraufführung 1893 unerwartet verstarb. Die Auseinandersetzung der Symphonie mit dem Tod liegt nicht nur an der langsamen, requiemartigen Stimmung des Schlusssatzes. – musikhistorische Innovation! – registriert Dies wird auch durch die Verwendung von Melodien aus der russisch-orthodoxen Totenliturgie belegt. In Franz Liszts letzter symphonischer Dichtung „Von der Wiege bis zur Bahre“ – ebenfalls ein Spätwerk – elf Jahre früher entstanden – wird der menschliche Lebenszyklus in drei Etappen gemessen: von der Wiege über den Kampf ums Dasein bis zum Grab. Letzteres wird von Liszt im zirkulären Sinne als „Wiege zukünftigen Lebens“ verstanden – Vorwärtsdenken findet seinen Ausdruck in fortschreitender Harmonik. Metaphysisch ist auch das letzte Stück, wenn der russische Bassist Ildar Abdrazakov im Prolog von Arrigo Boitos einziger vollständiger Oper in die Titelrolle des Mephisto schlüpft, um mit Gott um das Schicksal des Faust zu ringen. Der Chor der Wiener Staatsoper leiht himmlischen Heerscharen, irdischen Büßern und dem Allmächtigen selbst seine Stimme, während der Kinderchor der Salzburger Festspiele in die Rolle der fröhlich winkenden Cherubini schlüpft.
Ö1 überträgt das Konzert live aus dem Großen Festspielhaus in Salzburg. (Sarah Schulmeister)

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Komponist/Komponist: Peter Iljitsch Tschaikowsky Vollständiger Titel: Salzburger Festspiele 2022 / Wiener Philharmoniker Titel: Symphonie Nr.6 in h-Moll op.74 Volkstümlicher Titel: Pathétique* Adagio – Allegro non troppo – Andante – Andante – Moderatosa – Mosso vivo – Andante come prima – Andante mosso – 1. Satz* Allegro con grazia – 2. Satz* Allegro molto vivace – 3. Satz* Finale: Adagio lamentoso – Andante – 4. Satz Orchester: Wiener Philharmoniker Dirigent: Riccardo Muti Dauer: 52 Minuten: mehr Inhalte anzeigen