Mit Blick auf die nächsten Nationalratswahlen, die 2024 stattfinden sollen, machte Kogler deutlich, dass die Grünen erst zu gegebener Zeit über ihre Positionierung entscheiden werden. Ihm sei wichtig, dass die Grünen mannschaftsstark seien und „ich ein leidenschaftlicher Teamplayer bin“, sagte Kogler, der vermerkte, dass er bis 2025 zum Bundesabgeordneten gewählt wurde. Ob die Grünen einen weiteren Kanzlerwechsel der ÖVP tolerieren werden, ist für Kogler „nicht die primäre Frage“. Die Regierung muss in der Lage sein, zu arbeiten und Ergebnisse zu liefern. Das ist der Maßstab, den die Grünen setzen. Die Regierungsergebnisse der Grünen können sich aus Sicht von Kogler durchaus sehen lassen. Die Grünen sind da, „wo sie hingehören“, also in der Verantwortung. Spekulationen über eine mögliche Ampelkoalition, die laut Umfragen derzeit mehrheitlich ist, “sind nicht gut für das Land”, sagte Kogler, der vor einem monatelangen Wahlkampf mit weitreichendem politischem Stillstand warnte. Kogler wurde auch auf die Ankündigung des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Walter Rosenkranz angesprochen, die Regierung als gewähltes Staatsoberhaupt abzulehnen. Auf die Frage, ob die Regierung wie bei Rosencrantz üblich den Rücktritt anbieten würde, sagte der Vizekanzler: “Ich würde darüber nachdenken.” Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Situation eintritt, ist jedoch tendenziell “nahe Null”. Zur Kritik des Rechnungshofs an der Corona-Hilfsorganisation COFAG forderte der Vizekanzler, die offenen Fragen im Parlament zu diskutieren. Eine Möglichkeit wäre die Einrichtung einer sogenannten kleinen Untersuchungskommission. Kogler wies darauf hin, dass es nun einen Rohbericht des Rechnungshofs gebe, der ausgewertet werden müsse. Zu der Kritik, dass COFAG überhaupt eingesetzt wurde, sagte der Vizekanzler, sie hätten 1,3 Millionen Anträge bearbeitet und wüssten nicht, ob das Finanzministerium dies tun könne. Kritik von ÖVP und Industrie nahm Kogler für seine Ankündigung, “übermäßige Gewinne” von Unternehmen im Energiemarkt besteuern zu wollen, nicht hin. Er plädierte dafür, Investitionen in erneuerbare Energien zu streichen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) habe dafür bereits “ein gewisses Faible” gezeigt, andere seien noch skeptischer. Für die im nächsten Jahr anstehende Rentenerhöhung forderte der Grünen-Chef, dass die niedrigsten Einkommen proportional stärker steigen. Die gesetzliche Anpassung wird voraussichtlich bei etwa 5,8 % liegen. Kogler kann sich hier eine Sozialskala mit höheren Grundbeträgen für niedrigere Einkommen vorstellen. Denkbar wäre auch, dass er in diesem Jahr um zwei bis 2,5 Prozent über dem gesetzlichen Wert liegt. Im Zusammenhang mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verteidigte der Vizekanzler sowohl Sanktionen gegen Russland als auch Waffenlieferungen an die Ukraine, die allerdings nicht aus Österreich stammen. Man kann die Ukraine nicht allein lassen. Frieden kann nicht bedeuten, dass die Ukraine dem Untergang geweiht ist. Dann wird der russische Präsident Wladimir Putin auch andere Länder angreifen. Kogler sieht den grünen Pazifismus nicht als gescheitert an. Und auf die Frage, ob er zur Verteidigung Österreichs zu den Waffen greifen würde, antwortete Kogler klar: “Ja”.