Experten hoffen daher auf einen Impfstoff, der gegen alle bisherigen – und vor allem zukünftigen – Varianten des Coronavirus wirkt. Ein solcher universeller Impfstoff sollte eine Antikörperantwort im Körper hervorrufen, die breit genug ist, um vor jeglichen Mutationen zu schützen.
Mit Mäusen
Forschern der Harvard Medical School in Boston ist nun möglicherweise ein wichtiger Schritt in Richtung eines solchen Impfstoffs gelungen. Mithilfe von Mäusen identifizierten sie einen Antikörper, der alle bekannten Varianten von Sars-CoV-2 neutralisieren kann. Das Spike-Protein des Wuhan-Stammes bzw. Nanopartikel mit seiner Bindungsstelle wurden den Nagetieren, die nach genetischer Manipulation menschliche Immunzellen entwickelten, zweimal im Abstand von vier Wochen injiziert. Durch diese Exposition gegenüber viralem Material produzierte das humanisierte Immunsystem der Mäuse neun verschiedene Antikörperstämme gegen SARS-CoV-2. Um festzustellen, wie gut diese Abwehrproteine gegen die verschiedenen Varianten des Virus wirken, führten die Forscher anschließend Neutralisationstests mit einem monoklonalen Antikörper aus jeder Linie durch. Einer dieser Antikörper – SP1-77 – erwies sich als hochwirksam.
“Neuer Mechanismus”
Der Grund dafür ist, dass SP1-77 das Spike-Protein an einer Stelle bindet, die von den Mutationen des Coronavirus kaum betroffen ist. Anstatt wie die meisten anderen Antikörper an die Rezeptorbindungsstelle des Coronavirus zu binden, bindet der Antikörper an der Seite, die der ACE2-Bindungsstelle gegenüberliegt. Es neutralisiert aktuelle Varianten durch einen “neuen Mechanismus”, sagt Studien-Co-Autor Thomas Kirchhausen. SP1-77 ermöglicht dem Virus, sich an den ACE2-Rezeptor auf der Zelloberfläche anzuheften, verhindert jedoch die Fusion der äußeren Membran des Virus mit der Zellmembran. Das Coronavirus kann also an menschliche Zellen binden, aber die Zelle nicht infizieren.