Von: Pamela Dörhöfer Aufteilung Wegen zu erwartender Engpässe kann der Affenpocken-Impfstoff nun auch in den USA intradermal verabreicht werden. Deutsche Experten sehen das kritisch. Frankfurt – Unter Experten herrscht große Sorge, dass Affenpocken auch in unseren Breitengraden endemisch werden, wenn der aktuelle Ausbruch nicht eingedämmt wird. Weltweit sind inzwischen mehr als 31.000 Fälle bekannt, das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 3.102. Wie in anderen Ländern sind die meisten Männer betroffen, die Sex mit anderen Männern hatten, aber auch elf Frauen, drei Teenager und ein Kind sind darunter. Zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten stützen sich die Grundsätze hauptsächlich auf Impfungen. Bisher ist “Imvanex” jedoch nur von einem einzigen Hersteller erhältlich – der dänisch-deutschen Firma Bavarian-Nordic.

Affenpocken in Deutschland: Es könnte zu einer Impfstoffknappheit kommen

Und so gibt es bereits Stauerscheinungen. In Europa haben Großbritannien und Belgien einen Mangel an Impfstoffen gemeldet, und die USA werden dies voraussichtlich tun. Daher gab die nationale Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht, den Impfstoff intradermal in die Haut zu injizieren. „Imvanex“ aus Bayern-Skandinavien ist der einzige verfügbare Affenpocken-Impfstoff. Sven Hoppe/dpa © Sven Hoppe/dpa Üblicherweise wird der verwendete Lebendimpfstoff zweimal in den Muskel mit einem abgeschwächten Kuhpockenvirus injiziert. Eine Studie zum verwendeten modifizierten Ankara-Vaccinia-Virus kam jedoch zu dem Schluss, dass ein Fünftel der Standarddosis, die auf die Haut gegeben wird, einer Injektion in den Muskel immunologisch nicht unterlegen ist. Die wahrscheinliche Ursache: Die Haut enthält große Mengen dendritischer Zellen, die dem Immunsystem besonders effizient fremde Antigene (Krankheitserreger, Impfstoffe) präsentieren, an die sich dann Antikörper und T-Zellen anheften können.

Monkeypox-Impfstoff endet – Hautimpfungen führen zu einer effektiveren Immunisierung

Die intradermale Verabreichung wird bereits verwendet, beispielsweise bei der Impfung gegen Tuberkulose. Bei einem Mangel an Grippeimpfungen wurde bereits überlegt, die Haut zu impfen. In einer Studie führte die intradermale Verabreichung von einem Fünftel der normalen Dosis eines Influenza-Impfstoffs zu einer vergleichbaren, manchmal sogar besseren Immunogenität. Hautimpfungen führen jedoch in der Regel zu stärkeren Impfreaktionen. Die Nachfrage nach Affenpocken-Impfstoff mit erhöhter Produktionskapazität zu decken, erscheint jedoch nicht realistisch. Wie Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, sagt, ist der Impfstoff „leider nicht so einfach herzustellen“.

Affenpocken: Der Ausschlag ähnelt dem von Windpocken

Sehen Sie sich die Fotogalerie an Er schlägt vor, über die Lizenzierung anderer Hersteller zu diskutieren – und wenn das nicht möglich ist, auf das nahezu identische Vaccinia-Ankara-Virus zurückzugreifen, das Bayern in den 1970er Jahren als Pockenimpfstoff gegeben wurde und das der Freistaat noch immer in kleinen Mengen auf Lager führt. Es könnte als Grundlage für den Affenpocken-Impfstoff dienen, „der angesichts der weltweiten Verbreitung benötigt wird. Nicht nur hier, sondern auch in Afrika, wo Affenpocken seit fünf Jahren weit verbreitet sind.

Affenpocken breiten sich aus – weitere Impfdosen werden im September ausgeliefert

Ulrika Protzer steht dem Vorstoß zur intradermalen Impfung aus den USA skeptisch gegenüber, vor allem wegen der heftigen Hautreaktionen, die teilweise länger als vier Wochen andauerten. Das wäre auch “nicht gut” für die “Akzeptanz” von Impfungen, sagt er. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Köln, hält eine Injektion in die Haut für „einfach aus praktischen Gründen nicht möglich“. Beispielsweise ist das Aufziehen von fünf Spritzen aus der ohnehin geringen Menge in den Ampullen nicht so einfach zu bewerkstelligen. Die Injektion selbst sei “ein noch größeres Problem” und ohne spezielle Geräte technisch “ziemlich schwierig”. Es gebe „derzeit nur wenige Ärzte, die damit Erfahrung haben. “Insgesamt: Ich halte sehr wenig von dieser Idee.” In Deutschland hat die Bundesregierung 240.000 Dosen Imvanex bestellt, von denen zunächst 40.000 geliefert wurden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden einige auch aus EU-Beständen hinzugefügt. Weitere Impfstofflieferungen werden bis September erwartet. Die deutsche Aidshilfe schätzt jedoch, dass rund eine Million Impfstoffdosen benötigt werden, um eine halbe Million Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko dauerhaft zu schützen.

Pocken – es gibt nicht genug Impfstoff für alle Menschen mit hohem Infektionsrisiko

Dazu gehören vor allem Männer, die Sex mit anderen Männern haben – einfach weil die Krankheit über infizierte Hautstellen übertragen wird und das Risiko, damit in engen Kontakt zu kommen, in dieser Gruppe höher ist. Grundsätzlich kann sich aber jeder mit Affenpocken anstecken. Infektionsspezialist Gerd Fätkenheuer spekuliert, dass die Impfung allein nicht ausreichen werde, „um die aktuelle Ausbreitung der Affenpocken vollständig zu stoppen“ – auch nicht in Deutschland, wo er wie die Aidshilfe von deutlich mehr Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko ausgeht als bei den Dosen bestellt werden kann geimpft werden. Daher solle das Wissen darüber „breit verbreitet“ werden, „wie man sich infektionspräventiv verhalten soll“, sagte Fätkenheuer. Diese Kampagne sollte so gestaltet sein, dass sie auch die Zielgruppe anspricht. “Hier gibt es meiner Meinung nach noch viel zu tun.” (Pamela Dörhöfer)