Der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg hat Patricia Schlesinger als künstlerische Leiterin gekündigt. Er war nach mehreren Beschwerden als Leiter der Station zurückgetreten. Der Vorstand muss nun die Einzelheiten der Vertragsauflösung ausarbeiten.

Der Rundfunkvorstand des rbb hat Patricia Schlesinger als künstlerische Leiterin mit sofortiger Wirkung entlassen. Die Vorsitzende des Gremiums, Friederike von Kirchbach, sagte, die Gründe stünden „im Gesicht“ von Patricia Schlesinger. Sie begründeten eine fristlose Kündigung. Die Entscheidung wurde mit 22 Ja-Stimmen für die Abberufung und einer Enthaltung getroffen – ohne Gegenstimmen.

In der Regel leitet die Entscheidung die Kündigung des Vertrages ein. Nachfolgend der Vorstand des rbb. Kirchbach sagte, sie könne zu Details wie einer möglichen Abfindung oder möglichen Schadensersatzansprüchen des Senders gegen Schlesinger nichts sagen.

Friederike von Kirchbach, Präsidentin des Rundfunkvorstandes des rbb, zur Kündigung von Patricia Schlesinger

15.8.2022 19:18 Uhr

Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Günstlingswirtschaft

Schlesinger trat nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft und Günstlingswirtschaft zurück. Wenige Tage zuvor hatte er sich bereits als ARD-Chef zurückgezogen. Schlesinger bestreitet alle Vorwürfe.

In dem Fall geht es um Details wie umstrittene Beraterverträge für ein jetzt auf Eis gelegtes Rbb-Bauprojekt, einen teuren Dienstwagen für Schlesinger mit Massagesitz, die Bewirtung von Gästen in ihrer Privatwohnung auf Kosten des rbb, eine hohe Gehaltserhöhung für Schlesinger um 16 Prozent auf 303.000 Euro zuzüglich eines Bonusprogramms für Führungskräfte, das der Sender bisher geheim gehalten hat. Auch die Renovierung der Chefetage mit teuren Möbeln im Wert von 1,4 Millionen Euro sorgte für Empörung.

Der Absender übergibt Akten an Ermittler

Auch gegen Schlesinger und andere ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft. Nach Informationen des internen Ermittlungsteams des rbb hat der Sender elektronische Akten und eingehende E-Mails von Direktion, Rechtsdirektion, Verwaltungsdirektion und Ausschussbüro sichergestellt und an die Staatsanwaltschaft Berlin übergeben.

Der Autor verlangt die Offenlegung aller Boni

Bereits vor der Rundfunkratssitzung hatte die rbb-Redaktion gefordert, alle intern vereinbarten Prämien gegenüber dem Sender offenzulegen. In der Aussage “Alles offen!” Die Mitglieder forderten den Rundfunkrat auf, auf seiner Sitzung alles zu tun, um alle Verträge, Prämien, Leistungszahlen, Prämien, Geschäfts-, Finanz- und Sonderberichte des Senders offenzulegen. Auch der Rundfunkrat muss sich seiner Verantwortung stellen – es ist ein Wunder, wie es dazu kommen konnte, dass offenbar alle Kontrollmechanismen versagten.

rbb-Intendant Schlesinger wurde vom Rundfunkrat abgewählt

Thorsten Gabriel, RBB 15.08.2022 19:11 Uhr