JSVP vs. Basler Beiz: „Ich wünsche dem lokalen Fähribödeli den finanziellen Ruin“
Sie wollten in einer Bar in Basel einen Apéro trinken und wurden daran gehindert. Weil sie nichts trinken durften, attackierte die junge SVP die Bar auf Twitter. Der Streit geriet schnell außer Kontrolle. 1/5 Das “Fähribödeli” am Rheinufer unterhalb der Pfalz wird derzeit online von der jungen SVP attackiert. Junge Politiker wurden vergangene Woche am Samstagabend nicht bedient. Das will das Team nicht stehen lassen und attackiert die Bar auf Twitter. Twitter/@davidtrachsel Nachdem der Barbetreiber sagte, es gebe keine Reservierung, postete JSVP-Präsidentin Demi Hablützel einen Screenshot einer E-Mail auf Twitter. Er sagt, Hablützel habe Reservierungen für zehn bis zwölf Personen. twitter/@demihabluetzel Roger Greiner, Besitzer der Kneipe, sagt gegenüber 20 Minuten jedoch, dass die Gruppe von 20 Personen nicht mit Hablützels Reservierung erschienen sei. Der Barbetreiber hatte wegen des Vorfalls bereits Hassanrufe erhalten. Fähribödeli
Die junge SVP wollte nach einer Vertreterversammlung im «Fähribödeli» aufhören. Sie wurden jedoch abgewiesen, weil sie von der JSVP waren. Nun hat der JSVP-Präsident einen Screenshot einer Buchung auf Twitter gepostet. Die JSVP ging gezielt gegen die Kneipe online vor. Er fühlt sich von der Bar diskriminiert und rassistisch behandelt. Barbetreiber Roger Greiner hat bereits “Hassanrufe” erhalten. Trotz der Differenzen bot der Gastronom nun ein Gespräch an. 20 Minuten bewertet die Situation von der Stiftung für Rassismus und Antisemitismus GRA.
Am Samstag wollte die Junge SVP nach dem Treffen mit ihren Delegierten in einer Basler Bar zu einem Apéro am Rheinufer einkehren. Als die rund 20-köpfige Gruppe im Sommerlokal «Fähribödeli» eintraf, wurde laut SVP-Berater David Trachsel «der Service verweigert, weil wir Mitglieder der JSVP sind». Diesen Vorwurf postete die Partei auf Twitter, der schnell viral ging und seitdem viel diskutiert wird. «Zur Klärung des Falls Fähribödeli», schrieb Demi Hablützel, Präsidentin der Jungen SVP, in einem Tweet und postete einen Screenshot einer E-Mail, aus der hervorgeht, dass es im Voraus gebucht wurde. Barbesitzer Roger Greiner hatte vorab angekündigt, dass es für die Gruppe keine Reservierung gebe und schlichtweg kein Platz sei. Hablützels Fazit: “Das Verhalten und Handeln der Verantwortlichen des ‘Fähribödeli’ ist diskriminierend und zutiefst undemokratisch.” Einige stimmen ihr unter dem Tweet zu. Andere scheinen nicht überzeugt. “Dann weißt du nicht, was ‘Unterscheidung’ wirklich bedeutet”, antwortet ein Nutzer. 1/2 Studentin Demi Hablützel findet das Verhalten der Bar “zutiefst undemokratisch”. screenshot/@demihabluetzel Ein anderer Twitter-Nutzer reagierte und schrieb: „Dann wissen Sie nicht, was ‚Diskriminierung‘ wirklich bedeutet.“ Screenshot/Twitter
Die JSVP geht gezielt gegen die Kneipe vor
Besitzer Roger Greiner erzählt seine Seite der Geschichte. Die Gruppe bezog sich auf die Bar nicht unter dem Namen des Präsidenten, sondern unter einem anderen. „Es gab eine Reservierung für Demi Hablützel für zehn bis zwölf Personen. An der Bar wurde ein junger Herr gemeldet, unter dessen Namen keine Reservierung vorlag“, sagt Greiner auf Nachfrage. Die politische Zugehörigkeit des Jugendlichen spielte bei der Ablehnung keine Rolle. Greiner kündigte an, dass die große Gruppe eine Party mache und die Bar stark frequentiert sei. „Wir sind ein ruhiger Ort und die jungen Leute wollten einen lustigen Abend haben. Die Dynamik stimmte nicht“, fährt er fort.
Wie es zu der Ablehnung kam, lässt sich im Nachhinein nicht abschließend sagen. Offensichtlich machte die Sommerbar von ihrem Gastrecht Gebrauch und die Politiker mussten ihren Drink woanders genießen. Das wollten sie nicht stehen lassen und gingen in ihrer Online-Empörung gezielt gegen Buvette vor. Auf Google Maps hinterließen einzelne SVP-Mitglieder schlechte Bewertungen für «Fähribödeli», ohne sich als solche auszuweisen. „Unser Team hat sich abgewendet und ist weggezogen! Und das mit der Begründung, dass sie unseren Verein nicht mögen“, sagt er entsprechend. Oder “Leider hat mein mehrsprachiges Team den Service aufgrund unseres Hintergrunds abgelehnt.”
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Auf Google Maps hinterlassen JSVP-Mitglieder schlechte Kommentare über Buvette. „Leider hat mein mehrsprachiges Team den Service aufgrund unseres Hintergrunds abgelehnt.
Bildschirmfoto/Google Maps
“Diese Kneipe diskriminiert Menschen”, schrieb Adrian Spahr.
Screenshot/Google Maps
“Bloße Diskriminierung, ich werde nie wieder gehen!” fuhr Jeremy Repont fort.
Screenshot/Google Maps
Barkeeper bekommen Hassanrufe
Roger Greiner erhält bereits Hassanrufe aufgrund von Hassreden im Internet. “Die Leute rufen mich an und wollen wissen, ob ich derjenige bin, der die JSVP abgelehnt hat, um mir ihre Meinung zu sagen”, erklärt er. Dennoch plant er ein Gespräch mit JSVP-Präsidentin Demi Hablützel und SVP-Berater David Trachsel. “Ich würde mich gerne mit den beiden auf ein Bier zusammensetzen, um zu besprechen, was bilateral passiert ist, wie wir es früher getan haben”, sagt er. Habe heute eine E-Mail dazu geschickt. Bisher blieb sie unbeantwortet.
Thüringen vergleicht den Vorfall mit der Apartheid in Südafrika
Pascal Messerli, Chef der SVP-Fraktion Basel-Stadt, zeigte sich weniger versöhnlich: «Ich wünsche Fähribödeli von ganzem Herzen finanzielles Desaster!» schrieb er auf Twitter. Inzwischen hat er den Tweet gelöscht. Weder Messerli noch Trachsel konnten es bis zu den 20 Minuten zu einer Stellungnahme schaffen. Joël Thüring, SVP-Berater aus Basel, verglich den Vorfall mit der Apartheid in Südafrika. 1/2 «Ganz ehrlich, ich wünsche dem Fähribödeli ein finanzielles Desaster», schrieb SVP-Fraktionschef Pascal Messerli auf Twitter. Inzwischen hat er den Tweet gelöscht. Screenshot/@pascalmesserli „Sie würden die Apartheid in Südafrika lieben“, twitterte Thuring. screenshot/@joelthuering
Die GRA hält das Verhalten der SVP für «absolut inakzeptabel»
„Ein Blick in die Geschichtsbücher würde nicht schaden“, schreibt Stephanie Pollak, Direktorin der GRA-Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus auf Anfrage. „Ohne die genauen Fakten zu kennen, ist ein Vergleich der beschriebenen ‚Fährboot-Situation‘ mit dem Apartheid-Südafrika völlig inakzeptabel“, fährt er fort. Es ist eindeutig ein privater Streit und hat nichts mit staatlicher Intervention oder einem politischen System der Rassentrennung zu tun. “Die Interessengruppen sollten einander zuhören und einen Kompromiss nach dem Vorbild des Schweizer politischen Systems finden”, sagt er.
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