Mehrere Tonnen toter Fisch in der Oder: Laborergebnisse sollen Aufschluss geben. Erste Analysen wiesen auf Quecksilber als mögliche Ursache hin. Schlachtkörper werden jetzt auf 300 verschiedene Schadstoffe getestet. Ministerin Lemke kritisiert Zusammenarbeit mit Polen: Eine gemeinsame Anerkennung mit Polen soll wegen fehlender Informationen nicht funktionieren. Polen spricht von „Falschinformationen“: An der Oder soll in letzter Zeit kein Wasser aus Polen geliefert worden sein. Dieser Newsletter wird regelmäßig aktualisiert.

Update vom 15. August, 16.20 Uhr: „Vereinbarung, die laufende Krisenreaktion in einer gemeinsamen Task Force zu bündeln.“ Das ist nach Angaben des Bundesumweltministeriums das Ergebnis der Beratungen in Stettin, die am Sonntagnachmittag (14. August) stattfanden. Auf deutscher Seite nahmen Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und sein mecklenburg-vorpommerscher Amtskollege Till Backhaus (SPD) teil. Sie trafen sich mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa und dem polnischen Infrastrukturminister Andrzej Adamczyk. Wie das Bundesumweltministerium am Montag (15.08.) mitteilte, sind Experten beider Länder Teil der Task Force, die eng zusammenarbeiten soll, um die Ursachen des Fischsterbens zu ermitteln und notwendige Maßnahmen zu entwickeln. Der Leiter des polnischen Wasserdienstes wurde entlassen und der Leiter der polnischen Umweltbehörde seines Postens enthoben. „Ich denke, die polnische Seite ist jetzt in einer ganz anderen Position als noch vor einer Woche“, sagte Vogel. Tote Fische werden mit schwerem Gerät aus der Oder gerettet. © image alliance/dpa/PAP | Marcin Bielecki „Höchste Priorität hat der Schutz der Bevölkerung, die Schadensbegrenzung und die Ermittlung des Verursachers“, so Lemke. Laut Brandenburgs Ministerpräsident Woitke sei es „grundsätzlich wichtig“, genau zu wissen, was die Umweltkatastrophe verursacht hat und ob die Gefahren noch bestehen oder die Vergiftungswelle nun vorbei ist. Sicher ist laut Vogel bisher aber nur, dass das Oderwasser eine noch ungeklärte „Anomalie“ aufweist. Salzgehalt und pH-Wert der Oder sind so hoch, dass sie an sich „giftig“ sind. Außerdem ist die Sauerstoffkonzentration im Wasser sehr hoch, obwohl angesichts der hohen Temperaturen und des niedrigen Wasserstands das Gegenteil zu erwarten wäre. Es ist davon auszugehen, dass diese Messwerte eine Reaktion auf die unbekannten Substanzen sind, die den Fischtod verursacht haben. Experten aus beiden Ländern wollen sich ab diesem Dienstag (16. August) treffen. Umweltzerstörung soll auch Thema beim Deutsch-Polnischen Umweltrat am 29. August sein.

Oder: Labor testet Fischkadaver auf 300 Schadstoffe – Menschen sollten Wasser nicht anfassen

Update vom 15. August, 15.30 Uhr: Auf der Suche nach der Ursache für das mysteriöse Fischsterben in der Oder wächst in Deutschland der Unmut über Missverständnisse mit Polen. „Es ist nicht so gelaufen, wie es sollte“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Voytke am Montag (15. August) vor einem Besuch in Lebush nördlich von Frankfurt an der Oder. Bundesumweltministerin Steffi Lemke wies am selben Tag gegenüber der ARD darauf hin, dass die fehlende Aufklärung der Ursache zu einem “massiven Vertrauensverlust, insbesondere in der polnischen Bevölkerung, aber wohl auch hier” führen werde. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel kündigte an, dass das Landeslabor das Oderwasser auf Schadstoffe untersucht – rund 300 Schadstoffe, darunter Pestizide, sollen getestet werden. Allerdings könne es “noch ein paar Tage dauern, bis alle Substanzen getestet sind, die wir für möglich halten”, sagte der Grünen-Politiker im RBB-Inforadio. Giftiges Quecksilber und der hochgiftige Stoff Mesitylen werden derzeit als Ursache für das Fischsterben nicht ausgeschlossen. Laut Premierminister Mateusz Morawiecki ist jedoch ein „riesiger[…] Menge” chemischer Abfälle in die Oder geleitet wurde, hat die polnische Regierung für die Aufklärung eine Belohnung von mehr als 200.000 Euro ausgesetzt. Generell sollten Menschen das Wasser der Oder nicht berühren. Freiwillige Helfer bergen nun die Fischkadaver, die anschließend auf dem Gelände der PCK-Raffinerie in Schwedt verbrannt werden.

Tausende Fischkadaver in der Oder: Öldämme sollen eine weitere Ausbreitung verhindern

Update vom 15. August, 8.30 Uhr: Am Montag (15. August) hat ein Vertreter des Schweringer Umweltministeriums erste Ergebnisse des deutsch-polnischen Treffens zur Problematik des Fischsterbens in der Oder bekannt gegeben. Das Treffen, an dem auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) teilnahm, hatte am Vornachmittag im polnischen Stettin (Szczecin) stattgefunden. Die Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern waren sich einig, dass Öldämme im Stettiner Haff eine weitere Ausbreitung der schwimmenden Kadaver verhindern sollen. Die Oder erreicht auf polnischer Seite bei Stettin das Stettiner Haff, das zu zwei Dritteln zu Polen gehört und zwei Wasserverbindungen mit der Ostsee hat. Im deutschen Teil des Boddens – rund 900 Quadratkilometer ist etwa doppelt so groß wie der Bodensee – waren bisher keine toten Fische aus der Oder angespült worden.

Tausende tote Fische treiben in der Oder: Labortests laufen auf Hochtouren

Update vom 15. August, 7.10 Uhr: Das Fischsterben in der Oder bleibt ein Rätsel. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will sich am Montag bei Lebus – an der Grenze zu Polen – selbst ein Bild von der Lage machen. Auch dort retteten Einsatzkräfte und Freiwillige am Wochenende große Mengen toter Fische aus dem Grenzfluss. Darüber hinaus werden weitere Laborergebnisse im Land erwartet. Getestet wird unter anderem, ob der erhöhte Salzgehalt im Wasser mit dem Fischsterben zusammenhängt. Nach Angaben der polnischen Regierung wurden in früheren Labortests keine giftigen Substanzen entdeckt. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Das Fischsterben in der Oder sorgt weiterhin für Rätsel. © Marcin Bielecki/dpa

Oderfischsterben: Lemke setzt bei Aufklärung auf Zusammenarbeit mit Polen

Update vom 14. August, 21.29 Uhr: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) setzt bei der Aufklärung des Fischsterbens in der Oder auf die Zusammenarbeit mit Polen. Nach einem Treffen mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin seien lösungsorientierte Gespräche geführt und “gute, gemeinsame Schritte” vereinbart worden. Dazu gehören insbesondere Verbesserungen der Informationsketten. In den letzten Tagen gab es Auslassungen. Die deutsche Seite wurde zunächst von Fischern über das Fischsterben informiert. Nun geht es darum, den Schaden zu minimieren, die Bevölkerung zu informieren und zu schützen und den Verursacher der Umweltkatastrophe zu ermitteln. Lemke dankte auch den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern, die bereits massenhaft tote Fische aus dem Fluss an der Grenze geborgen haben. „Es ist klar, dass wir es mit einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe zu tun haben“, sagte der Minister. Die Auswirkungen, die sich möglicherweise über Jahre hinziehen könnten, sind noch nicht absehbar.

Polnische Regierung: Bisher wurden keine giftigen Substanzen in Fischen nachgewiesen

Update vom 14. August, 21.25 Uhr: Nach Angaben der polnischen Regierung wurden bei Labortests an toten Fischen aus der Oder keine giftigen Substanzen gefunden, die das Fischsterben verursacht haben. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntag in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). In den nächsten Stunden werden die Fischproben auf weitere 300 Schadstoffe, darunter auch Pestizide, untersucht. Außerdem sollen die Fischkadaver seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Tod untersucht werden. Laut Moskva zeigten Wasserproben erhöhte Sauerstoffwerte, was für die Sommersaison und niedrige Wasserstände ungewöhnlich ist. Es ist möglich, dass das Wasser oxidiert ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Fischsterben keine natürliche Ursache hat, sondern dass es einen Täter gibt, der Substanzen ins Wasser freigesetzt hat. Update vom 14. August, 18.59 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat die polnische Wasserbehörde Berichte dementiert, dass zwischen Ende Juli und Anfang August Wasser aus polnischen Stauseen in den Fluss eingeleitet wurde. Laut der Nachrichtenagentur PAP handelte es sich um Falschinformationen, die in polnischen und deutschen Medien verbreitet wurden. Dementsprechend ist der kurzfristige Anstieg der Wasserstände witterungsbedingt. „In der Tschechischen Republik fielen Ende Juli starke Regenfälle, die den Fluss und den Wasserstand der Oder beeinträchtigten“, heißt es in der Erklärung. Das brandenburgische Umweltministerium schrieb am Donnerstag in einer Mitteilung, dass nach den Ergebnissen der ersten Analyse am 8. August eine “starke Welle organischer Stoffe”…