Mehrere Tonnen toter Fisch in der Oder: Laborergebnisse sollen Aufschluss geben. Frühe Analysen weisen auf Quecksilber als mögliche Ursache hin. Ministerin Lemke kritisiert Zusammenarbeit mit Polen: Eine gemeinsame Anerkennung mit Polen soll wegen fehlender Informationen nicht funktionieren. Linken-Politikerin Görke kritisiert Lemke: Linken-Bundestagsabgeordneter fordert Finanzhilfen für Städte und Unternehmen an der Oder. Polen spricht von „Falschinformationen“: An der Oder soll in letzter Zeit kein Wasser aus Polen geliefert worden sein. Dieser Newsletter wird regelmäßig aktualisiert.

Update vom 15. August, 8.30 Uhr: Am Montag (15. August) hat ein Vertreter des Schweringer Umweltministeriums erste Ergebnisse des deutsch-polnischen Treffens zur Problematik des Fischsterbens in der Oder bekannt gegeben. Das Treffen, an dem auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) teilnahm, hatte am Vornachmittag im polnischen Stettin (Szczecin) stattgefunden. Die Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern waren sich einig, dass Öldämme im Stettiner Haff eine weitere Ausbreitung der schwimmenden Kadaver verhindern sollen. Die Oder erreicht auf polnischer Seite bei Stettin das Stettiner Haff, das zu zwei Dritteln zu Polen gehört und zwei Wasserverbindungen mit der Ostsee hat. Im deutschen Teil des Boddens – rund 900 Quadratkilometer ist etwa doppelt so groß wie der Bodensee – waren bisher keine toten Fische aus der Oder angespült worden.

Tausende tote Fische treiben in der Oder: Labortests laufen auf Hochtouren

Update vom 15. August, 7.10 Uhr: Das Fischsterben in der Oder bleibt ein Rätsel. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will sich am Montag bei Lebus – an der Grenze zu Polen – selbst ein Bild von der Lage machen. Auch dort retteten Einsatzkräfte und Freiwillige am Wochenende große Mengen toter Fische aus dem Grenzfluss. Darüber hinaus werden weitere Laborergebnisse im Land erwartet. Getestet wird unter anderem, ob der erhöhte Salzgehalt im Wasser mit dem Fischsterben zusammenhängt. Nach Angaben der polnischen Regierung wurden in früheren Labortests keine giftigen Substanzen entdeckt. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Das Fischsterben in der Oder sorgt weiterhin für Rätsel. © Marcin Bielecki/dpa

Oderfischsterben: Lemke setzt bei Aufklärung auf Zusammenarbeit mit Polen

Update vom 14. August, 21.29 Uhr: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) setzt bei der Aufklärung des Fischsterbens in der Oder auf die Zusammenarbeit mit Polen. Nach einem Treffen mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin seien lösungsorientierte Gespräche geführt und “gute, gemeinsame Schritte” vereinbart worden. Dazu gehören insbesondere Verbesserungen der Informationsketten. In den letzten Tagen gab es Auslassungen. Die deutsche Seite wurde zunächst von Fischern über das Fischsterben informiert. Nun geht es darum, den Schaden zu minimieren, die Bevölkerung zu informieren und zu schützen und den Verursacher der Umweltkatastrophe zu ermitteln. Lemke dankte auch den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern, die bereits massenhaft tote Fische aus dem Fluss an der Grenze geborgen haben. „Es ist klar, dass wir es mit einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe zu tun haben“, sagte der Minister. Die Auswirkungen, die sich möglicherweise über Jahre hinziehen könnten, sind noch nicht absehbar.

Polnische Regierung: Bisher wurden keine giftigen Substanzen in Fischen nachgewiesen

Update vom 14. August, 21.25 Uhr: Nach Angaben der polnischen Regierung wurden bei Labortests an toten Fischen aus der Oder keine giftigen Substanzen gefunden, die das Fischsterben verursacht haben. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntag in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). In den nächsten Stunden werden die Fischproben auf weitere 300 Schadstoffe, darunter auch Pestizide, untersucht. Außerdem sollen die Fischkadaver seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Tod untersucht werden. Laut Moskva zeigten Wasserproben erhöhte Sauerstoffwerte, was für die Sommersaison und niedrige Wasserstände ungewöhnlich ist. Es ist möglich, dass das Wasser oxidiert ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Fischsterben keine natürliche Ursache hat, sondern dass es einen Täter gibt, der Substanzen ins Wasser freigesetzt hat. Update vom 14. August, 18.59 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat die polnische Wasserbehörde Berichte dementiert, dass zwischen Ende Juli und Anfang August Wasser aus polnischen Stauseen in den Fluss eingeleitet wurde. Laut der Nachrichtenagentur PAP handelte es sich um Falschinformationen, die in polnischen und deutschen Medien verbreitet wurden. Dementsprechend ist der kurzfristige Anstieg der Wasserstände witterungsbedingt. „In der Tschechischen Republik fielen Ende Juli starke Regenfälle, die den Fluss und den Wasserstand der Oder beeinträchtigten“, heißt es in der Erklärung. Das brandenburgische Umweltministerium schrieb am Donnerstag in einer Mitteilung, dass nach den Ergebnissen der ersten Analyse am 8. In deutschen und polnischen Medien wurde darüber spekuliert, ob auf polnischer Seite Dämme oder Rückhaltebecken geöffnet werden, um potenzielle Flussverschmutzungen schneller in die Ostsee abzuleiten.

Lemke bittet Polen um Klarstellungen

Update vom 14. August, 17.07 Uhr: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) fordert bei einem für Sonntagnachmittag geplanten Treffen mit ihren polnischen Amtskollegen eine Aufklärung der Vorgeschichte des Fischsterbens in der Oder. Die Regierung des Nachbarlandes habe bereits eingeräumt, dass Informationen über die Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht übermittelt worden seien, sagte er am Sonntag gegenüber NDR Info. „Diese Information erreichte uns erst viel später.“ Ziel des Treffens soll es nun sein, “dieses Verbrechen aufzuklären”. Er wartet auf Klärung, welche Wasserproben bisher analysiert wurden und was die Schadensursache sein könnte. Um 18 Uhr wird Lemke ihre Amtskollegin Anna Moskwa und Polens Infrastrukturminister Andrzej Adamczyk in Stettin treffen. An dem Treffen nehmen auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) teil. Lemke betonte, dass die Auswirkungen des Fischsterbens nicht kompensiert werden können. “Sobald in einem Fluss so eine Katastrophe passiert ist, dann ist der Schaden da und kann nur noch eingedämmt werden.”

Linken-Politiker kritisiert Umweltminister Lemke

Update vom 14. August, 14.30 Uhr: Das Fischsterben in der Oder ist immer noch ein Rätsel. Der Bundestagsabgeordnete der Linken, Christian Görke, hat die Bundesregierung und Bundesumweltministerin Steffi Lemke nun um finanzielle Hilfe für die von den Umweltschäden stark betroffenen Dörfer und Unternehmen im betroffenen Gebiet gebeten. Zudem kritisierte der Linken-Politiker scharf, dass keine konkrete Ursache für das Massensterben ausgemacht werden könne. „Ich erwarte, dass Umweltminister Lemke die Ursachenklärung vorantreibt. Ein kurzer Besuch und Krokodilstränen, nachdem der Umweltminister mehrere Tage untergetaucht war, reicht nicht aus.” Anfängliche Theorien, dass das Fischsterben auf Quecksilber oder Schwermetalle im Wasser zurückzuführen sei, wurden inzwischen verworfen. Nach neuesten Analysen konnten jedoch erhöhte Salzgehalte in der Oder nachgewiesen werden. „Der hohe Salzgehalt der Oder hat möglicherweise andere Giftstoffe im Wasser oder Bodensediment aktiviert. Die toxikologische Analyse der Fische wird helfen, Schadstoffe zu identifizieren, die möglicherweise zum Tod der Tiere beigetragen haben“, sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa der Nachrichtenagentur PAP.

Oderfischsterben: Kooperation mit Polen hat laut Ministerin Lemke “offensichtlich nicht funktioniert”

Update vom 14. August, 9.30 Uhr: Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach bei ihrem Besuch in Frankfurt (Oder) von Anfangsschwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Polen. Grund dafür sind fehlende Informationen. „Das Thema deutsch-polnische Zusammenarbeit hat an dieser Stelle offensichtlich nicht funktioniert“, sagte der Grünen-Politiker in einem Interview mit den örtlichen Einsatzkräften. „Sonst hätten wir zumindest vom Land Brandenburg oder den Nachbarkommunen früher Informationen erhalten.“ Lemke hatte zuvor mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa vereinbart, gemeinsam das Fischsterben aufzuklären, wofür deutsche und polnische Experten eingesetzt würden. Inzwischen habe man sich laut Lemke auf eine bessere Abstimmung geeinigt.

Oder-Fischsterben: Polnische Regierung schließt Quecksilber als Ursache aus

Update vom 13. August, 17.59 Uhr: Laut dem polnischen…