So erreichte beispielsweise der Rheinpegel in Emmerich kurz vor der holländischen Grenze einen neuen Tiefstand. Am Montagmorgen seien nur noch vier Zentimeter gemessen worden, teilte der Schifffahrts- und Schifffahrtsdienst (WSV) über das Portal Elwis mit. Das bisherige Rekordtief lag Ende Oktober 2018 bei sieben Zentimetern. Die Behörden gehen davon aus, dass der Wasserstand in den kommenden Tagen weiter sinken wird. Bis Dienstagnachmittag soll auch in Emmerich das Nullniveau erreicht werden. Der Wasserstand ist nicht mit der Straße zu verwechseln. In Emmerich werden 1,80 Meter für die Berufsschifffahrt freigehalten. Das Rheintief legt ansonsten überschwemmte Bereiche des Rheinufers bei Bonn-Beul frei, wie dieses Foto von Mitte August zeigt Quelle: dpa/Henning Kaiser Die Rheinfähre Nierstein hat den Betrieb wegen extremen Niedrigwassers vorübergehend eingestellt, teilte das Unternehmen in der Region Mainz-Bingen mit. Wann das Schiff wieder auslaufen kann, ist ungewiss. Autofahrer müssen nun große Umwege in Kauf nehmen, um auf die andere Rheinseite zu gelangen. Im Süden sind es mehr als 20 km bis zur Rheinfähre, die noch zwischen den Gemeinden Eich und Gernsheim verkehrt, und im Norden etwa 13 km bis zur Autobahnbrücke Weisenau über den Rhein. Der Pegel des Rheins bei Köln lag am Montagmorgen bei 76 cm – sieben Zentimeter über dem bisherigen Tief von 69 cm. 34 cm wurden in Düsseldorf gemessen. Der niedrigste bisher gemessene Wert liegt bei 23 cm. Auch zwischen Köln und Bonn vergrößern sich die Uferbereiche wegen des Niedrigwassers Quelle: dpa/Christoph Reichwein Auch der für die Rheinschifffahrt wichtige Pegel in der Kaub zwischen Mainz und Koblenz wurde weiter abgesenkt. Laut WSV lag sie am Montagmorgen bei 32 cm und damit rund 5 cm niedriger als zur gleichen Zeit am Vortag. Laut einer Prognose der Behörden könnte der Wasserstand bis Freitag zwischen 31 und 33 Zentimeter betragen. Der Wasserstand gibt nicht die tatsächliche Wassertiefe an, sondern die Differenz zwischen der Wasseroberfläche und dem sogenannten Nullpegel, der nicht an der tiefsten Stelle des Flussbettes liegt. Nach WSV-Informationen vom Montag betrug die Pistentiefe bei Kaub am Montagmorgen 1,43 Meter. In keinem anderen Teil des Mittel- und Niederrheins ist die Tiefe des Korridors laut WSV geringer. Es bestimmt, wie viele Lastkähne sie laden können. Lesen Sie auch Vor allem Lastwagen und Passagierschiffe kämpfen seit Wochen mit dem Niedrigwasser. Binnenschiffer müssen beim Verladen ihrer Ladung den Tiefgang des Schiffes berücksichtigen. Bei niedrigem Wasserstand können sie weniger Fracht transportieren – irgendwann wird der Transport unwirtschaftlich. „Solange es nicht regnet, wird es weiter bergab gehen“, sagte ein Sprecher der Wasser- und Schifffahrtsagentur Rhein am Sonntag. Es ist ungewöhnlich, dass niedrige Niveaus so früh im Jahr erreicht werden. Bis Mitte der neuen Woche rechnen die Behörden nicht mit einem leichten Absinken der Wasserstände.

Brandenburg schließt Spreeschleusen

Wegen extremen Niedrigwassers in der Spree schließt Brandenburg ab diesem Montag viele Schleusen im Spreewald. Daher ist auch mit einer Austrocknung kleinerer Gewässer und einer Gefährdung der Fische zu rechnen. Das Umweltministerium hat angekündigt, dass weitere harte Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit der Abfluss der Spree unter dem Spreewald nicht vollständig gestoppt wird. Um das Wasser weitgehend in der Hauptspree zu halten, müssten viele Abflüsse komplett geschlossen oder stark eingeschränkt werden. Dadurch konnte es passieren, dass geschnittene Gräben und Bäche versiegten. Es kann zu Fischsterben kommen und Notfischerei wird organisiert.

Der Edersee ist nur zu 19 % gefüllt.

Wer hingegen ein erfrischendes Bad in Hessens größtem Stausee nehmen möchte, muss zunächst eine Sand- und Steinwüste durchqueren, bevor er ins kühle Nass gelangt. Denn die anhaltende Trockenheit lässt auch den Pegel des Edersees immer weiter sinken und legt die Küste frei. Das Gewässer ist derzeit nur zu einem Fünftel gefüllt. Dadurch sind einige Freizeitaktivitäten vorerst nicht mehr möglich – und das kurz nach Beginn der Sommerferien. „Die Surfschule hat vor ein paar Tagen geschlossen. Der Personenverkehr ist nur eingeschränkt möglich. Gleiches gilt für den Bootsverleih“, sagt Claus Günther, Geschäftsführer der Edersee Marketing GmbH. Bisher gab es noch keine Absagenwelle, aber die Anziehungskraft des Sees lässt merklich nach. „Vor allem bei Tagesgästen sehen wir einen geringeren Bekanntheitsgrad.“ Dies betrifft auch die umliegenden Freizeitangebote wie den Kletterpark und die Bergbahn. Der Füllstand des Edersees liege bei rund 19 Prozent, sagte Jens Köhne vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser. Das Amt ist zuständig für die Bewirtschaftung der Edertalsperre in der nordhessischen Region Waldeck-Frankenberg, die mit der 48 Meter hohen Staumauer 200 Millionen Kubikmeter Wasser aufstauen kann. Nach WSA-Angaben waren es etwas mehr als 37 Millionen Kubikmeter Wasser. Lesen Sie auch Niedrigwasser ist nicht nur ein Problem für die Schifffahrt. Der Edersee ist ein Touristenmagnet. Der Wassermangel ist seit Jahren ein Problem für die Bewohner. Die Stimmung sei derzeit am Tiefpunkt, sagte Winfried Geisler vom Regionalverband Eder-Diemel (RVED), einer Interessenvertretung für Kommunen, Wassersportler, Hoteliers und Gastronomie. Zum Niedrigwasser sagt er: „Nach 2018, 2019 und 2020 ist es in diesem Jahr das vierte Mal in den letzten fünf Jahren. Das ist einfach zu viel. Damit kann die Region nicht umgehen.” Auch außerhalb Deutschlands machen Trockenheit und Hitze der Natur zu schaffen – wie hier im fast menschenleeren Greenwich Park in London Quelle: dpa/Dominic Lipinski Im Bereich Wassersport hagelt es Ausfälle. Boote müssten zu Beginn der Ferien an Land gehen, um nicht auf Grund zu laufen. Auch die Gastronomie leidet. „Der Schaden geht in die Millionen“ Der Edersee war das größte Schwimmbad Hessens. Aufgrund der angespannten Lage fordert der RVED eine Änderung der Wasserwirtschaft. „Die Wasserentnahmen sollten vom 15. Juli bis 15. August eines jeden Jahres auf die Mindestabgabemenge begrenzt werden, sofern dann die 125-Millionen-Kubikmeter-Marke im Edersee abgesenkt wurde“, erläuterte Geisler das sogenannte „Haltlinie 125-Konzept“. des Vereins. Für 2022 sei nichts aufzubewahren, sagte Geisler. “Aber jetzt ist es noch wichtiger, eine Perspektive für die kommenden Jahre zu haben.”

Befreiung von Schauern und Stürmen?

Nach Hitze und Trockenheit können wir zumindest stellenweise ab Mitte der Woche auf etwas Abkühlung hoffen. Denn für die neue Woche sagen die Meteorologen unbeständigeres Wetter mit Regen voraus. „In der Woche ab heute wird es regnen, was in manchen Gegenden große Freude bereiten wird“, sagte Martin Jonas vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Montag. Lesen Sie auch Erhöhte Quecksilberwerte
Trotz des angekündigten Regens wird die Lage in Flüssen und Seen zumindest in Baden-Württemberg nach Angaben des Hochwasser-Vorhersagezentrums angespannt bleiben. Für Mitte der Woche seien einige Schauer und teils kräftige Gewitter vorhergesagt, heißt es im Lagebericht der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) vom Montag. Allerdings sind die Regenfälle weder langanhaltend noch ergiebig genug. „Eine dauerhafte Entspannung der Niedrigwassersituation ist daher vorerst nicht in Sicht“, warnen die Experten. “Es ist höchstens lokal und kurzfristig mit temporären Erhöhungen der Wasserstände zu rechnen.” Vor allem im Bodensee nähert sich der Wasserstand Zentimeter um Zentimeter einem Rekord für diese Jahreszeit. Am Montagmorgen wurde am Konstanzer Pegel der drittniedrigste Pegel seit 1850 gemessen. Laut Hochwasserwarnzentrale waren es 305 cm – nur 7 cm mehr als 1949 (298 cm) und 3 cm mehr seit 2003 (302 cm). Laut Lagebericht steht der Wasserstand im Bodensee derzeit rund 90 Zentimeter niedriger als für die Jahreszeit üblich. Auch der Wasserstand und Abfluss des Oberrheins ist für die Jahreszeit extrem niedrig. Auch für den Monat August sind laut LUBW die Abflüsse im Neckar sehr gering. Der Wasserstand zwischen Plochingen und Mannheim kann jedoch durch Retention reguliert werden. Von Januar bis Juli fielen in Baden-Württemberg nur etwa 70 % des langjährigen Mittelwerts der Niederschläge. In etwa 85 % der Pegel im Land liegt der Wasserstand unter dem niedrigsten Wasserstand in einem durchschnittlichen Jahr. Auch das Wasser im Rhein bei Karlsruhe und im Neckar bei Besigheim ist überdurchschnittlich wärmer.