Nach Angaben des Umweltministeriums in MV wurden bis Sonntagnachmittag keine toten Fische in der Ostsee und im Stettiner Haff entdeckt. Warum die Tiere in der Oder sterben, ist noch unklar. Für den Abend ist in Stettin ein Treffen auf höchster Ebene geplant. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) wartet auf Aufklärung von polnischer Seite. Landesumweltminister Backhaus spekulierte am Samstag, dass in naher Zukunft auch im westpommerschen Teil des Stettiner Haffs Leichen entdeckt werden könnten. Gegenüber dem NDR Nordmagazin erklärte Backhaus am Sonntagabend, dass weder im Stettiner Haff noch in der Ostsee tote Fische entdeckt worden seien. “Von Mecklenburg-Vorpommern geht derzeit keine Gefahr aus, aber wir müssen auch mit dem Schlimmsten rechnen.” Zur noch ungeklärten Ursache der Verschmutzung sagte Backhaus: „Wir wissen wirklich noch gar nichts.“ Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Quecksilber nicht, wie ursprünglich angenommen, die Ursache für das Fischsterben ist und dass in den untersuchten Fischkadavern bisher keine Schadstoffe nachgewiesen wurden. „Endlich mal eine gute Nachricht“, sagte der Minister. Weitere Informationen Die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern sind in Alarmbereitschaft. Es wird empfohlen, Angeln und Angeln zu vermeiden. mehr
Top-Treffen am Abend in Stettin
Für Sonntagnachmittag ist ein Treffen im polnischen Stettin (Szczecin) geplant. Es soll um die Lage an der Oder und das weitere Vorgehen gehen. Neben Backhaus wollen sich Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und die polnische Umweltministerin Anna Moskwa beteiligen. Vor dem Treffen sagte Backhaus gegenüber dem NDR Nordmagazin, er erwarte von polnischer Seite Aufklärung über den Stand der Dinge und mögliche Ursachen der Verschmutzung. Zunächst habe es “erhebliche Probleme” bei der Kommunikation gegeben. Backhaus schlug vor, eine Task Force mit Vertretern aller betroffenen Anwohner zu bilden. Bundesumweltministerin Lemke bat zudem um Aufklärung zur Vorgeschichte des Fischsterbens. Die polnische Regierung habe bereits eingeräumt, dass Informationen über die Umweltkatastrophe nicht einmal innerhalb Polens weitergegeben worden seien, sagte er NDR Info am Sonntag. „Diese Information erreichte uns erst viel später.“
Im Notfall müssen Spezialschiffe eingesetzt werden
Nach Angaben des Umweltministeriums in Schwerin ist es kaum zu verhindern, dass Schadstoffe aus der Oder in das Stettiner Haff gelangen. „In größeren Flüssen und Küstengewässern ist es praktisch unmöglich, die Belastung durch wassergelöste Schadstoffe zu bekämpfen“, sagte eine Sprecherin. Backhaus betonte, dass bei Bedarf die Spezialschiffe des Landes, die dem Havariekommando Nord unterstehen, zum Einsatz kommen würden. Lemke schloss nicht aus, dass die Behörden beispielsweise im Bereich der Insel Usedom eine Badewarnung für die Ostsee aussprechen könnten.
An drei Messpunkten entnommene Proben
Auch am Samstag entnommene Proben zeigten unauffällige Werte für pH-Wert, Sauerstoffgehalt und Leitfähigkeit, teilte das Umweltministerium am Sonntag in Schwerin mit. Die Schadstofferhebung ist jedoch noch nicht abgeschlossen und könnte mehrere Tage dauern. Die Probennahme erfolgt an drei Messpunkten, unter anderem bei Ueckermünde und nahe der deutsch-polnischen Grenze.
Laborergebnisse vom Kleinen Haff am Montag
Backhaus hatte am Samstag geraten, vorerst auf das Fischen in der kleinen Lagune zu verzichten und das Wasser nicht zu nutzen. Um festzustellen, wie stark die Lagune bereits verschmutzt ist, wurden Wasserproben entnommen. Die ersten Laborergebnisse werden am Montag erwartet, sagt Backhaus.
Kritik an Bundesumweltminister Lemke
Backhaus hatte zuvor in einem Interview mit dem NDR die Bundesregierung scharf kritisiert und Bundesumweltminister Lemke Untätigkeit vorgeworfen. Es gebe „ernsthafte Hinweise, dass es in Polen zu einem Chemieunfall kommen soll“, aber die betroffenen Bundesländer seien auf so etwas nicht vorbereitet gewesen, sagte Backhaus am Samstag. Weitere Informationen 2 Minuten Die Oder-Kontamination wird voraussichtlich heute das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erreichen. 2 Minuten
Die Ursache für das Massenfischsterben ist noch unklar
Bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) am Samstagabend gab Lemke zu, zunächst Probleme gehabt zu haben, mit Polen bei der Aufklärung des Fischsterbens zusammenzuarbeiten. Nun wurde eine bessere Koordinierung vereinbart. Warum in der Oder derzeit tausende Fische sterben, ist noch nicht klar. Frühere Laboranalysen ergaben keine genauen Befunde. AUDIO: Ministerin Lemke: Fischsterben muss schnell aufgeklärt werden (5 Minuten)
Erhöhte Salzbelastung als Faktor?
Laut Brandenburgs Umweltminister Vogel hat die Oder “untypisch viel höhere Salzfrachten”. Das sind in Wasser gelöste Salze. Das könnte laut Staatsministerium mit dem Fischsterben zusammenhängen. Nach den Erkenntnissen wird es aber nicht nur ein Faktor schuld sein.
Polen schließt erhöhte Quecksilberwerte als Ursache aus
Die polnische Regierung vermutet unterdessen, dass eine riesige Menge chemischer Abfälle in den Fluss gekippt wurde. Für Hinweise auf die Täter setzte die örtliche Polizei eine Belohnung von 210.000 Euro aus. Labortests schlossen erhöhte Quecksilberwerte als Ursache für das Fischsterben aus, Schwermetalle waren ebenfalls nicht für die toten Fische verantwortlich. Dies würden weitere Analysen des Staatlichen Veterinärinstituts ergeben, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa auf Twitter. Die Analysen zeigten jedoch erhöhte Salzgehalte im Wasser und stimmten damit mit den Erkenntnissen der deutschen Behörden überein, sagte Moskwa der Nachrichtenagentur PAP.
Polnische Regierung und Behörden in der Kritik
Polnischen Behörden lagen nach Regierungsangaben Ende Juli Hinweise vor, dass massenhaft tote Fische im Fluss trieben. Nun wird der Regierung und den Behörden Zögerlichkeit vorgeworfen. Daraufhin entließ Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in der Nacht zum Freitag die Chefs der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er habe erst am Mittwoch von dem Massenfischsterben erfahren. Weitere Informationen 3 Minuten Polnische und deutsche Behörden scheinen jetzt besser zusammenzuarbeiten. Die Untersuchung der Ursache dauert an, während Retter tote Fische bergen. 3 Minuten 2 Minuten Die wahrscheinliche Ursache für das plötzliche Fischsterben in der Oder bei Frankfurt ist Quecksilber. Die Ermittlungen dauern an. 2 Minuten Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Hörfunk MV | Neues aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.08.2022 | Zeit 14:00