Gedenkgottesdienst für 16-Jährige, die außerhalb von Unruhen durch Polizeischießereien getötet wurden

Ab: 14:07 Uhr|  Lesezeit: 4 Minuten 
Trauer und Wut: Einige Teilnehmer des Gedenkmarsches fotografierten den toten Mouhamed D. 

Quelle: Getty Images Rund 500 Menschen nahmen an der Trauerfeier für den von der Polizei erschossenen Muhammad D. in Dortmund teil, auch der SPD-Bürgermeister war anwesend. Einige Redner warnten vor Schuldzuweisungen – andere forderten eine “gerechte Bestrafung” der Verantwortlichen. Sie trugen handgeschriebene Protestplakate, einige hielten auch Fotos der Toten vor die Kamera: Rund 500 Menschen dachten an den 16-jährigen Flüchtling Mouhamed D., der am Freitag bei einer Trauerfeier in einer Dortmunder Moschee von einem Polizisten erschossen wurde. Dortmund sei “von tiefer Trauer erschüttert”, sagte Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) im Hof ​​der Abu-Bakr-Moschee. Abgesehen von einigen Aufregungen war es während seiner Rede ruhig. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung unter den Anwesenden noch eher traurig als wütend oder frustriert. Der Bürgermeister erinnerte schockiert an das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt: „Wir müssen jetzt zusammenhalten“, auch wenn er wisse, „dass manche Menschen nach dem Vorfall am Montag das Vertrauen verloren haben“. Zugleich erinnerte der Bürgermeister an die „schwierige Todessituation“, in der sich der getötete junge Mann befunden habe. Seine gesamte Familie war bereits getötet worden, als er den Senegal verließ, und nun kam auch der Junge ums Leben. „Unser Schmerz ist groß, weil einer von uns getötet wurde“, sagte der Präsident des Rates der Muslimischen Gemeinden in Dortmund, Ahmad Aweimer, am Sarg mit den Toten. Gleichzeitig warnte er davor, der Polizei „die Schuld zu geben“. Die Umstände, die zum Tod des 16-Jährigen geführt haben, müssten “vollständig aufgeklärt” werden.

Iman fordert „gerechte Bestrafung“ der Täter

Am Montag hat ein Polizist vor einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund sechsmal mit einem Maschinengewehr auf den 16-jährigen Senegalesen geschossen. Der junge Mann, der kein Deutsch sprach und psychische Probleme haben soll, war mit einem Messer bewaffnet und hatte Medienberichten zufolge zunächst damit gedroht, sich selbst Schaden zuzufügen. Daraufhin eskalierte die Situation, später trafen fünf Schüsse den 16-Jährigen in Bauch, Gesicht, Unterarm und Schulter. Er starb im Krankenhaus. Die Polizei war mit elf Beamten vor Ort, der genaue Ablauf des tödlichen Einsatzes ist Gegenstand der Ermittlungen. Hier finden Sie Inhalte von Twitter Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist Ihre widerrufliche Zustimmung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da Drittanbieter von eingebetteten Inhalten eine solche Zustimmung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Der Imam des Vereins zur Entwicklung afrikanischer Kultur mit Sitz in Dortmund, Abduramane Djaló, sprach das Gebet für den Verstorbenen auf Arabisch. Er forderte die Politik auf, “alles zu tun, damit die Wahrheit ans Licht kommt und Gerechtigkeit herrscht”. Die Schuldigen müssen „gerecht“ bestraft werden. Mehrere hundert Menschen waren nach Dortmund gekommen… Quelle: Getty Images …im Sarg des 16-Jährigen wurden Gebete gesprochen… Quelle: Getty Images …und auch Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) suchten tröstende Worte Quelle: Getty Images Als Vertreter der benachbarten christlichen Gemeinden sprachen Pfarrer Friedrich Stiller, Leiter des Referats Soziale Verantwortung im Bezirk der Evangelischen Kirche Dortmund, und Ansgar Schocke, Vikar der Katholischen Pfarrei Heilige Drei Könige. Pfarrer Stiller sprach von einer “Zeit gemischter Gefühle”. “Das ist eine Tragödie, die uns bewegen sollte!” gewarnt. Der Dialog zwischen den Religionen und Kulturen sei jetzt “notwendiger denn je”. Nach der Beerdigung gingen einige Teilnehmer in die Innenstadt, wo auf dem Friedensplatz eine Demonstration gegen Polizeibrutalität und Rassismus stattfand. Begleitet von Polizeifahrzeugen war der Ruf nach „Gerechtigkeit für Mohammed“ zu hören. Die tödliche Schießerei wird im Internet weiterhin kontrovers diskutiert, etwa auf Twitter unter dem Hashtag #JusticeforMouhamed. Während einige Nutzer einen skandalösen Fall von Polizeibrutalität sehen, weisen andere darauf hin, dass der junge Mann mit einem Messer bewaffnet war und das Leben von Polizisten immer geschützt werden muss. Kritik gab es in diesem Zusammenhang auch an Oberbürgermeister Thomas Westphal, der – so sahen es zumindest einige Twitter-Nutzer – mit seinem Auftritt bei der Trauerfeier nicht weit genug hinter seinen Beamten gestanden habe.

Weitere Protestmärsche sind geplant

Weitere Gedenkfeiern sowie Protestmärsche sind deutschlandweit geplant, zum Beispiel an diesem Sonntag am Hamburger Jungfernstieg. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland forderte am Freitag „umfassende Aufklärung“. „Wir erwarten volle Aufklärung im Geiste von Gerechtigkeit und Frieden in der Stadt“, forderte Präsident Aiman ​​Mazyek in Köln. „Trotz Trauer und Wut darf die Polizei nicht voreingenommen sein und wir warten alle auf die Ergebnisse der Ermittlungen.“ Was mit der Leiche des 16-Jährigen geschah, ist laut Ahmad Aweimer noch nicht geklärt. Wir suchen noch Angehörige. Werden sie nicht gefunden, muss der junge Mann im islamischen Bereich des Dortmunder Zentralfriedhofs beigesetzt werden.