Die IG Metall pocht auf mehr Lohn – und bekommt ungewöhnlichen Zuspruch

Stand: 07:26 |  Lesezeit: 4 Minuten 
Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, warnt die Arbeitgeber davor, die Energiekrise für eine Umverteilung auf Kosten der Bürger zu missbrauchen 

Diese: pa/dpa/Britta Pedersen Die IG Metall weist die Forderung der Arbeitgebergewerkschaft nach einer Nullrunde zurück. Der Arbeitgeberchef hingegen sieht keinen Spielraum für Lohnerhöhungen. Eine Kollision scheint geplant. Unterstützung erhalten die Arbeiter nun von unbekannter Seite. Inmitten der Energiekrise kommt es in der Metall- und Stromindustrie zu einem heftigen Tarifkonflikt. Ganzmetall-Präsident Stefan Wolf sieht keinen Spielraum für Lohnerhöhungen und fordert eine Nullrunde. „Sollte es im Herbst zu einer Gasknappheit kommen, ist das Teil unserer Tarifrunde“, sagte Wolf gegenüber WELT AM SONNTAG. “Dann wird es nicht möglich sein, die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie weiter mit Lohnerhöhungen zu belasten.” Ohne Lohnerhöhungen müssten die Arbeiter mit steigenden Preisen fertig werden. Zudem muss eine Lohn-Preis-Spirale verhindert werden. „Drohende Preisspitzen sind ein zweites Argument gegen höhere Löhne“, sagte Wolf. Die IG Metall hingegen fordert acht Prozent mehr Lohn. „Preiserhöhungen werden komplett von den Arbeitnehmern getragen – anders als die Unternehmen können sie diese nicht weitergeben“, entgegnete IG-Metall-Chef Jörg Hofmann auf Anfrage von WELT AM SONNTAG. Es ist also nicht die Zeit für Zurückhaltung bei Tarifverhandlungen. Die Verhandlungen sollen im September beginnen, an deren Ende auch die Tarife in der Metall- und Stromindustrie auslaufen. Lesen Sie mehr über Erdgas- und Energieversorgung Wolf hingegen kritisiert die Erwartungen der Gewerkschaft scharf: “Die Forderung ist völlig veraltet und zeugt von einer Weltfremdheit.” Zunächst muss der Fortbestand des Unternehmens sichergestellt werden. Der Gesamtvorsitzende der Metaller warnt im Falle einer Gasknappheit vor einer Pleitewelle der Branche: „Wenn es massive Einschränkungen gäbe, könnte das mehrere hunderttausend Arbeitsplätze wegnehmen.“ Lesen Sie auch Werbe-Eurojackpot online Viele Unternehmen seiner Branche leiden bereits: „Wir haben extrem hohe Materialkosten, Strom und Erdgas sind massiv teuer geworden, wir haben Lieferkettenstörungen, Halbleiterknappheit. Die Rahmenbedingungen sind schon jetzt so schwierig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass diese Unternehmen den Erdgasmangel überleben“, sagte Wolf. Dann rechnet er mit einer riesigen Insolvenzwelle: “Dann hilft auch ein bisschen Arbeit nicht, dann gehen die Jobs weg.”

Erstaunliche Akzeptanz

Gewerkschafter Hofmann widerspricht dieser Einschätzung. „Der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen geht es derzeit gut“, sagte er. “Die Wirtschaft braucht als existenzielle Säule steigende Einkommen und einen möglichst stabilen Konsum.” Wer den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise missbraucht, um Umverteilung auf Kosten der Bürger zu fördern, zerstört den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Arbeitnehmer bekommen ungewöhnliche Unterstützung von der Gewerkschaft: Weder Unternehmen noch Staat könnten verhindern, dass massive Preiserhöhungen auch Arbeitnehmer treffen, sagte Marc Biadacz, CDU-Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales. Seine Forderung lautet jedoch: „Die Last muss auf alle Schultern verteilt werden.“ Neben staatlichen Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger müssen auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sich engagieren und faire Kompromisse mit den Gewerkschaften finden. “Bei der derzeitigen Inflationsrate sind Nullrunden keine Lösung”, sagte Biadacz. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linkspartei, Jessica Tati, kritisierte die Forderung nach einer Nullrunde als “absolute Frechheit”. Die steigenden Lebenshaltungskosten müssen auch durch höhere Löhne kompensiert werden. „Statt Arbeiter verbluten zu lassen, sollten Arbeitgeber gemeinsam mit Finanzminister Lindner und Finanzminister Habeck dafür sorgen, dass die Profiteure der Krise endlich zur Kasse gebeten werden“, forderte Tati. Lesen Sie auch Gesamtmetall-Chef Wolf befürwortet zwar staatliche Entlastungen, lehnt aber die überhöhte Gewinnsteuer zur Finanzierung der Maßnahmen ab. “Es ist der falsche Weg, sich mehr an denen zu erfreuen, die noch recht gut verdienen”, sagte er. “Ich teile die Ansicht von Bundeskanzler Scholz, dass Pauschalzahlungen ohne Steuern und Sozialabgaben der richtige Weg sind, Arbeitnehmer zu entlasten.” sondern auch für den Bau neuer Fabriken. Außerdem muss die Bundesregierung die Arbeitsstättenverordnung ändern, damit Unternehmen die Temperatur in Büros unter 20 Grad senken können. „Mit einem Pullover könnte man bei 18 Grad mehr machen“, sagte Wolf. „Bei 18 Grad friert man nicht. Es gibt Menschen auf dieser Welt, die im Winter ganz andere Temperaturen aushalten müssen. Hier finden Sie Inhalte Dritter Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
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