Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat am Samstagabend in Frankfurt (Oder) Fehler in der Zusammenarbeit mit Polen eingeräumt. Der Grünen-Politiker bemüht sich nun um eine bessere Abstimmung. „Das Thema deutsch-polnische Zusammenarbeit hat an dieser Stelle offensichtlich nicht funktioniert (…), sonst hätten wir zumindest vom Land Brandenburg oder den Nachbarkommunen früher Informationen erhalten“, sagte Lemke. Dort hatten Helfer viele tote Fische vom Ufer eingesammelt. “Wir wissen sogar, dass diese für solche Fälle vorgesehene Verweiskette nicht funktioniert hat”, hatte zuvor ein Vertreter des Umweltministeriums erklärt. Auch Brandenburg hatte offen kritisiert, von den polnischen Behörden nicht informiert worden zu sein. Lemke sagte bei ihrem Besuch, sie und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa hätten sich bereits in einem ersten Treffen am Freitag darauf verständigt, dass es eine gemeinsame fachliche Einschätzung der Lage und den Austausch von Analyseergebnissen geben solle. Am Sonntagnachmittag wird sich der Bundesumweltminister laut ZDF mit Moskau treffen. Die Ursache für das Fischsterben ist noch unklar. Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) weist die Oder „sehr hohe Salzfrachten“ auf. Die polnische Regierung vermutet, dass der Fluss mit Chemieabfällen vergiftet wurde. Die polnische Polizei hat für die Ermittlungen eine Belohnung von 210.000 Euro ausgesetzt.
Wasserproben in Vorbereitung
Die Umweltzerstörung breitet sich mittlerweile immer weiter aus. Das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern rechnet mit den Auswirkungen des Fischsterbens in der Oder im Stettiner Haff. Die Ladungen sollen je nach Wind- und Strömungsverhältnissen bereits am Abend die Odermündung bei Stettin (Polen) erreichen, teilte das Ministerium am späten Freitag mit. Im Laufe des Samstags könnte auch der westpommersche Teil des Stettiner Haffs betroffen sein. Als Vorsichtsmaßnahme rief die Abteilung Till Backhaus (SPD) die Anwohner dazu auf, auf Fischfang und Wasserentnahme aus dem Gewässer zu verzichten – unabhängig von der Nutzung. Die zuständigen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern bereiten derzeit Wasser- und Fischproben vor. Die Ermittlungen zum Fischsterben dauern an. Frühere Laboranalysen lieferten keine genauen Angaben zu Gewässerbelastung und Ursachen. Umweltpolitiker und Naturschützer bewerteten das Fischsterben als Umweltkatastrophe.