Am meisten Angst hat der Holzwurm

In den für Besucher zugänglichen Räumen der Bibliothek mit großem und kleinem Saal ist nur ein Bruchteil der Bestände zu sehen. Der Rest erstreckt sich über mehrere Stockwerke und ist über eine Wendeltreppe zugänglich. Beim Blick in die Regale entdeckt man oft aufgedeckte Bücher. Einige Mängel sind weniger offensichtlich und fallen erst bei genauerem Hinsehen auf, wie z. B. Schimmel. Schädlingsüberwachungsfallen werden auf dem Boden vor den Regalen aufgestellt. „Der Holzwurm ist am meisten gefürchtet“, sagte Dräxler. APA/Helmut Fohringer Von Holzwürmern durchlöcherte Bücher, Schimmel und fehlende Einbände: Auf die Restauratoren im Stift Melk wartet in den kommenden Jahren viel Arbeit Der Experte schätzt, dass etwa zehn Prozent des Bestands beschädigt sind und wiederhergestellt werden könnten. Wichtig für Bücher sind laut Dräxler stabile Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent. „Durch die gute Lagerung sind nur sehr wenige Bücher von Schimmel befallen“, sagt die Papierrestauratorin. Manchmal richteten „gut gemeinte Reparaturen“, zum Beispiel bei unsachgemäßem Schweißen, große Schäden an.

Eine Buchrestaurierung kann bis zu 10.000 Euro kosten

Zusammen mit vier Praktikanten wird das Inventar im Rahmen der Restaurierung jeden Sommer kontrolliert und gereinigt. Dazu werden die Volumina zunächst separat vom Staub befreit. Anschließend werden die Bücher von allen Seiten mit einem Latexschwamm abgewischt.

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Wird Schimmel entdeckt – meist aufgrund eines Wasserschadens – wird das Klebeband desinfiziert. Besteht die Gefahr, dass Seiten oder der Umschlag verloren gehen, wird die Arbeit in einen Kartonumschlag gesteckt. Qualität und Bindung des Papiers werden geprüft, ebenso ob die Werke von Schädlingen befallen sind. Schäden werden protokolliert. Anhand der Schadenskartierung wird entschieden, welche Bücher restauriert werden sollen – diese Aufträge werden an spezialisierte Firmen vergeben. Ein aufwändiges und teures Unterfangen: Fehlt beispielsweise die Hülle, muss mit mindestens 500 Euro gerechnet werden. Eine Restaurierung kann bis zu 10.000 Euro kosten, auch wenn sie lange dauert.

Durch die Restaurierung soll auch der Wissenschaftsstandort aufgewertet werden

Der Großteil der Investitionskosten entfällt jedoch auf bauliche Maßnahmen in der Stiftsbibliothek als Teil des UNESCO-Welterbes. Die Restaurierung umfasst unter anderem die Renovierung von Türen und Fenstern inkl. UV-Schutzverglasung, das Raumklima soll verbessert werden. Auch ein Brandschutz wurde installiert, der den Brand mit Wassernebel löschen soll. APA/Helmut Fohringer Etwa zehn Prozent der Bücher in der Stiftsbibliothek dürften beschädigt sein und könnten restauriert werden. Stabile Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent sind für Bücher wichtig. Außerdem werden die Bibliotheksräume erweitert und ein neues Handschriftenzimmer und Archiv geschaffen. Die Konstruktion des Bodens der Altane – des Balkons, von dem Besucher das Donautal und die Stadt Melk sehen können – wird erneuert. Außerdem wird die Fassade des Bibliotheksflügels saniert. Aufgaben werden während laufender Aufgaben ausgeführt. Bei der Restaurierung gehe es darum, „das Gebäude für künftige Generationen zu schützen und Gebrauchsspuren zu neutralisieren“, erklärt Deibl. Das Know-how, alte Bücher zu schützen – zum Beispiel mit UV-Schutzglas – nimmt zu. Bei den Arbeitskräften liegt der Schwerpunkt auf eigenen Handwerkern und lokalen Lieferanten. Aus der Klostergründung 1089 stammt der Auftrag, das Areal zu pflegen und als Bildungsstätte zu fungieren. Durch die Sanierung wird laut Deibl auch der Wissenschaftsstandort aufgewertet. Die Kosten für die erste Sanierungsphase belaufen sich auf 500.000 Euro, davon trägt das Kloster 47 %. 25 Prozent kommen vom Land, 15 Prozent vom Bund und 3 Prozent von der Stadt Melk. Der Verein „Ex litteris immortalitas“ („Unsterblich durch Bücher“) – benannt nach der Inschrift am Westeingang der Stiftsbibliothek – will sich mit zehn Prozent an den Gesamtkosten beteiligen.

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1.000 Besucher weniger pro Tag als vor der Pandemie

Das Barockstift Wachau mit seiner weltberühmten Bibliothek verzeichnet seit Ausbruch der Pandemie deutlich weniger Touristen. In diesem Jahr sind es seit Mai jeden Monat rund 30.000 Besucher weniger als in den Jahren vor der Pandemie. So waren es im Juli etwa 47.500 Besucher statt durchschnittlich 78.000 vor der Pandemie. Pater Ludwig Wenzl, Kultur- und Tourismusdezernent des Stiftes Melk, teilte auf Anfrage mit, dass es einen starken Rückgang asiatischer Reisegruppen gegeben habe. Eine Rolle spielen laut Wenzl die eingeschränkten Reisemöglichkeiten auf der Donau aufgrund des Krieges in der Ukraine und der aktuellen Niedrigwasserstände für die für das Kloster wichtigen Flusskreuzfahrtbesucher. Der Busfahrgastmarkt erholt sich nur langsam, zudem kommt es zu kurzfristigen Absagen von Teams aus Österreich und den Nachbarländern. Von einer “Vor-Corona”-Normalität sei nicht auszugehen, sagte er. Das Virus hat das Reiseverhalten stark verändert, hinzu kommen die aktuelle Weltwirtschaftslage, der Krieg in der Ukraine, Preiserhöhungen und Personalengpässe. „Wir glauben, dass wir uns an eine neue Realität anpassen und unser Angebot an diese neue Realität anpassen müssen, aber wir müssen dies unbedingt als Chance sehen“, blickt das Unternehmen dennoch optimistisch in die Zukunft.