Fünf Tage später krachte im Freizeitpark Legoland im schwäbischen Günzburg eine Achterbahn in die andere. Mehr als 30 Menschen werden verletzt. In beiden Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Doch eine schnelle, endgültige Aufklärung ist zumindest im Fall des Legoland-Unfalls nicht zu erwarten. Lesen Sie auch Bis ein Gutachten vorliege, könne es Wochen oder Monate dauern, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Memmingen auf Anfrage. Erst dann wird entschieden, ob eine konkrete Anfrage wegen fahrlässiger Körperverletzung vorliegt. Lesen Sie auch Werbe-Eurojackpot online Die beiden Fälle befeuern eine Debatte um die Sicherheit von Achterbahnen in Freizeitparks oder Jahrmärkten. Unfälle sind laut dem Branchenverband der Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) eine beispiellose Ausnahme von diesem Format. Vergnügungsparks zählten jedes Jahr mehr als 50 Millionen Besucher. Während es beim Unfall im Freizeitpark Klotten um die Frage ging, ob der Sicherheitsbügel richtig geschlossen oder sich gelöst hatte, sahen sich Experten beim Planwagenunfall im Legoland Park einem anderen Szenario gegenüber.

Sicherheitslücken, die nicht existieren sollten

Beide Unfälle weisen Sicherheitslücken auf, die eigentlich nicht vorhanden sein dürften. Der TÜV-Dachverband in Berlin sagt allgemein: „Unfälle sind in Deutschland relativ selten. Sie können sowohl technische als auch menschliche Ursachen haben.“ In Deutschland werden beispielsweise die Sicherheitsbügel oder Sicherheitsgurte der meisten Achterbahnen vor der Abfahrt vom Personal des Betreibers überprüft und nicht von technischen Geräten wie Sensoren. Vermutlich eine Sicherheitslücke. Der TÜV weist darauf hin, dass geschultes Personal auf den Fahrgeschäften dafür sorgen muss, dass die Sicherheitsbügel oder Gurte geschlossen und gesichert sind. Alle Achterbahnen müssen sich einer jährlichen Sicherheitsüberprüfung durch eine anerkannte Prüfstelle unterziehen. „Alles wird unter die Lupe genommen“, sagt eine Sprecherin des TÜV-Verbands, auf sicherheitsrelevanten Verschleiß, Rostflecken und mehr. Mobile Achterbahnen auf Volksfesten wie dem Oktoberfest gelten als sogenannte „fliegende Bauwerke“ mit zusätzlichen Tests vor der Inbetriebnahme. Der TÜV Rheinland hat das System auf der Achterbahn im Wild- und Freizeitpark Klotten getestet. Es wird davon ausgegangen, dass dieser TÜV – und kein Wettbewerber-TÜV – die seit dem tödlichen Unfall außer Betrieb genommene Achterbahn erneut begutachten und dann möglichst freigeben sollte. Die tägliche Sicherheitspraxis der Achterbahn liegt in der Verantwortung des Betreibers. Die Feuerdrache-Achterbahn im Legoland, Deutschland Quelle: Stefan Scheer/Wikimedia Creative Commons Die Achterbahn namens Feuerdrache im Legoland sei bislang vom TÜV Süd geprüft worden, zuletzt im Frühjahr, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Weitere Details werden aufgrund der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen des TÜV Süd nicht genannt. Der Dachverband TÜV sagt allgemein, dass eine Achterbahnfahrt in Abschnitte unterteilt ist und Sicherheitsbremssysteme immer für ausreichenden Abstand zwischen den Zügen sorgen müssen.

Im internationalen Vergleich sind Achterbahnen hierzulande langsam

Auch der Hersteller des Untersetzers, das bayerische Unternehmen Zierer Karussell- und Spezialmaschinenbau, schweigt. Während Legoland die Höchstgeschwindigkeit der Achterbahn auf knapp 30 km/h beziffert, spricht Zierer von einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 60 km/h. Im internationalen Vergleich ist dieses Tempo sehr entspannt. Stolz veröffentlichte der TÜV Süd vor zehn Jahren die Meldung, die damals schnellste Achterbahn der Welt, die sogenannte Formula Rossa in Abu Dhabi, nach der europäischen Norm (EN 13814) für Achterbahnen geprüft zu haben. Die Achterbahn in der Wüste hat eine Seilwinde mit 32.000 PS und beschleunigt wie ein Katapult in nur 4,5 Sekunden auf 240 km/h. Weltweit gibt es einen Trend zu immer ausgefeilteren Achterbahnen. Schleifen allein reichen nicht mehr aus. Es gibt Achterbahnen, die hin und her fahren, Kutschen, die plötzlich auf eine andere Ebene „fallen“ oder sich wenden. Einige der Routen führen durch Gebäude mit animierten Charakteren. Experten sprechen von „Audio-Animatronics“ mit Charakteren, Tieren und Fabelwesen aus Filmen oder den Marken von Freizeitparkbetreibern. Während der Fahrt werden auf riesigen Bildschirmen Fantasiewelten simuliert. Lesen Sie auch Designer lassen Passagiere durch Nebelwände laufen oder müssen in ihren Fahrzeugen scheinbar vor Dinosauriern fliehen, die sie verfolgen. Ein Mekka für Achterbahnliebhaber sind die USA und insbesondere der Großraum Orlando. Auch der Freizeitpark Legoland in Günzburg rüstet seine Achterbahnen auf und baut eine weitere neue Achterbahn, diesmal mit einer „auf dem Kopf stehenden“ Sektion. Große neue Achterbahnen sind für Freizeitparkbetreiber Investitionen in Millionenhöhe. Bemerkenswert ist, dass einige weltweit agierende Achterbahnhersteller ihren Sitz in Deutschland haben. Zu den Marktführern gehören der dem Europa-Park Rust angeschlossene Hersteller Mack Rides aus Waldkirch bei Freiburg sowie die bayerischen Unternehmen Zierer und Gerstlauer Amusement Rides. Der Schweizer Hersteller Intamin hat sich mit Achterbahnrekorden wie der Formula Rossa in Abu Dhabi einen Namen gemacht. Bolliger & Mabillard, ebenfalls in der Schweiz ansässig, gehört mit anspruchsvollen Designs zu den grossen Namen der Branche. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.