von Cliff Lina Nach dem tragischen und manchmal mysteriösen Tod seines Vaters ist er derjenige, der die „Hollywood Haywood Horses“ am Leben erhalten muss. Der Betrieb, der sich auf die Ausbildung von Pferden für Film- und Fernsehauftritte spezialisiert hat, leidet unter zunehmender Konkurrenz und schrumpfendem Kapital. Als sich jedoch plötzlich unerklärliche Ereignisse auf dem Boden häufen, haben Otis Junior (Kaluuya) und seine Schwester Emerald (gespielt von Keke Palmer) eine Idee: Sie wollen den „Money Shot“ landen, das Unmögliche möglich machen. die Sensationsgier der Massen wird gepflegt und nicht ganz uneigennützig von der wirtschaftlichen Verelendung befreit. Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Kaluuya als lethargischer Nostalgiker, der der Vergangenheit nachtrauert und mit traurigen, leeren Augen ins Leere starrt und immer versucht, das zu bewahren, wofür er gearbeitet hat. Palmer dagegen wirkt als Kontrapunkt, rennt wild durch die Szenerie, tanzt und ist sofort begeistert von der Gegenwart – unabhängig von der Vergangenheit und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Beide Protagonisten werden auf ihre Weise empfunden, ebenso wie die Differenzen, die sich zwangsläufig zwischen ihnen ergeben. Aber all das tritt im Laufe der Geschichte in den Hintergrund, insbesondere wenn das Publikum süchtig ist und mehr wissen möchte. Was hat es mit der ominösen Wolke auf sich, die bewegungslos über der Farm schwebt? Sind sie wirklich Außerirdische, die es auf die Bevölkerung abgesehen haben? Und wenn ja, was ist der Wunsch der nicht-irdischen Lebensform? All diesen Fragen gehen auch Otis und seine Schwester nach, unterstützt von immer mehr Interessierten, die sich das Spektakel ansehen wollen. Wer Peele kennt, weiß, dass diese Entwicklung kein Zufall ist. Mit seinen bisherigen Filmen hat er das Publikum bereits dahingehend konditioniert, dass jedes Bild automatisch auf mögliche Puzzleteile hin untersucht wird. Natürlich hat auch die Optik dank Hoyte van Hoytema viele Details und Glanz. Ausgedehnte Kamerafahrten erzeugen ein Gefühl des Unbehagens, die darin agierenden Figuren wirken unbedeutend, fast unwirklich. Doch “Nein” hat ein klar erkennbares Problem: Der Regisseur konnte seine Metaebene gerade bei “Wir” verstecken, doch jetzt schreit einem die Handlung plötzlich nur noch die Beweggründe ins Gesicht. Peele ereilt damit ein ähnliches Schicksal wie Robert Eggers, der mit „The Northman“ erstmals auf ein stattliches Budget stieß und sich offenbar unbewusst dazu gedrängt fühlte, einen Zugang zu eröffnen, der auch von unerfahrenen Zuschauern verfolgt werden kann. Angesichts des vor allem im Marketing angepriesenen Titels „It’s Not What You Think“ überrascht „No“ mit einer fast simplen Erzählweise, die viele Themen beinhaltet, diese aber nur mit einem Holzhammer in die Gehirnwindungen hämmert . Vom Himmel fallende tödliche Münzen als Kapitalismuskritik? Jordan, meinst du das ernst? Der Amerikaner kann es nachweislich besser. Aber insgesamt strotzt das Werk vor Ungeschicklichkeiten, die sich ebensowenig erklären lassen wie die Phänomene des Films. „Nein“ macht vor nichts und niemandem halt. Reputationsgetriebene Medien schöpfen ihr Fett ab, ebenso wie die andere Seite der Medaille: Das Publikum sehnt sich nach Sensation, die immer schwieriger zu befriedigen ist. Dass Peele versucht, dies in seinen Film einfließen zu lassen, ist ein interessanter Trick. „Nein“ geht dafür zwei Schritte in die richtige Richtung, nur um ein paar Szenen später drei Schritte zurückzugehen. Diese Entmutigung wird noch deutlicher, wenn es um das Hauptthema der Geschichte geht: die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Einmal auf eine Ebene mit der Natur gestellt, erwies sich das Zusammenleben schnell als schwer fassbar. Der Mensch zähmte das Alphatier, unterwarf es und verwandelte es schnell in eine Nahrungs- oder Unterhaltungsquelle. Ein Umstand, den Peele kritisch prüft und zögerlich ausbaut. Mal im reduzierten Umgang zwischen Kaluuya und den Pferden auf der Ranch, mal offensiv im Blutrausch eines abgerichteten TV-Affen, der auch angesichts purer Wut ein Quäntchen Sensibilität bewahrt. Eine Sensibilität, die der Menschheit oft fehlt. Es wäre sinnlos zu diskutieren, ob der Mensch das echte Tier ist, aber Peele eröffnet das Thema und lässt es unheilvoll über der Szene schweben – ohne irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Ohne eine Lösung aufzuzeigen. Das kann zu internen Abweichungen führen, wirkt aber im Fall von „Nein“ nur unausgegoren. Ein Adjektiv, das den Film am besten beschreibt. Wirklich überraschend ist hier nur der Irrglaube, dass bereits Gezeigtes im Finale achtmal wiederholt werden kann, ohne dass Langeweile entsteht. Je mehr man über den Film nachdenkt, desto mehr verliert er leider an Qualität. Fazit Wer sich fragt, ob Jordan Peele mit seinem dritten Film an die Qualität seiner früheren Werke anknüpfen kann, muss den Titel leider wörtlich nehmen. “Nein” ist nur halb so subtil, wie es sein möchte, und nicht so erstaunlich, wie sein Marketing vermuten lässt. Die Botschaft geht in zu vielen Subtexten verloren, wodurch das hektische Durchwaten der Genres fehl am Platz erscheint. Eine Schwäche, die der gestalterische Umgang letztlich nicht einfängt, was dazu führt, dass Peele vor lauter thematischen Ansätzen diesmal ganz schön galoppiert und aus dem Sattel fällt. So sehr man den Mut des Regisseurs loben möchte. Bewertung ⭐⭐⭐⭐⭐⭐ Bewertung: 6 von 10. (58/100) Bilder: ©Universal Pictures
Sag deinen Freunden!
Ich mag:
Gefällt mir Laden…